Schlechter Österreicher-Witz
Schweizer Töffli-Buben lösen Staatsaffäre aus

Täglich fahren Schweizer mit dem Auto ins benachbarte Ausland. Weniger ratsam ist es, diesen Weg mit einem Töffli zurückzulegen. Drei St.Galler Jugendliche lösten mit ihrer Einkaufsfahrt nach Österreich auf zwei Rädern eine waschechte Staatsaffäre aus.
Publiziert: 28.04.2015 um 10:14 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:43 Uhr
Sorgt für hitzige Diskussionen: Der Töffli-Fahrausweis von Joel Kellenberger.
Foto: SRF

Eigentlich wollte Joel Kellenberger bloss zum Einkaufen ins benachbarte Dornbirn in Österreich fahren. Zusammen mit zwei Kollegen stieg der 14-Jährige dazu auf sein Töffli. Ein verhängnisvoller Entscheid, denn jetzt beschäftigen sich sowohl die Schweizer, als auch die österreichischen Behörden mit dem Fall.

Was war geschehen? Kaum hatten sie die Grenze zu Österreich hinter sich, wurden die drei Töffli-Buben aus Rheineck SG von der Polizei angehalten und kontrolliert. Zu befürchten hatten Joel und seine Kollegen nichts – an ihren Töfflis war nichts auszusetzen und auch an die Verkehrsregeln hatten sie sich gehalten. Doch dann die grosse Überraschung: Die Beamten bemängelten die Schweizer Mofa-Ausweise der Kategorie M.

Die Strafverfügung folgt per Post

Nur wenige Wochen später folgte dicke Post aus Österreich: «Sie haben das angeführte Kraftfahrzeug auf einer Strasse mit öffentlichem Verkehr gelenkt, obwohl sie nicht im Besitze einer von den Behörden erteilten gültigen Lenkberechtigung waren», hiess es in der brieflichen Strafverfügung.

Bei den Kellenbergers fiel man aus allen Wolken: «Wir waren im ersten Moment schockiert und dachten, unser Sohn habe eine grobe Übertretung des Gesetzes begangen», sagt Stefan Kellenberger, der Vater von Joel. «Aber Joel ist nur mit dem Töffli nach Österreich gefahren.»

Busse beschäftigt Bern und Wien

Erfolglos versucht der Vater daraufhin, Rekurs bei der Bezirkshauptmannschaft Dornbirn einzulegen. Die Busse erhöht sich dadurch sogar noch auf insgesamt 200 Euro.

Die Familie will das Urteil aber nicht einfach so hinnehmen. Unterstützung erhält sie von der Sendung «Kassensturz» im Schweizer Fernsehen. Wenig später beschäftigt sich sogar das Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in Wien. Dort bleibt man hart: «Die Schweizer Führerausweiskategorie M kann in Österreich nicht anerkannt werden. Personen aus Nicht-EWR-Ländern dürfen in Österreich keine Mopeds lenken.»

Diese Äusserung ruft nun auch die Schweizer Behörden auf den Plan. «Wenn sich Töfflifahrer in Österreich korrekt verhalten, ist aus unserer Sicht eine Busse nicht gerechtfertigt», sagt Thomas Rohrbach, Mediensprecher vom Bundesamt für Strassen (Astra), im «Kassensturz».

Schweiz beruft sich auf Abkommen von 1958

Als Grundlage beruft sich das Astra auf das bilaterale Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Österreich von 1958. Dort steht nämlich: «Die nationalen Führerausweise jedes Vertragsstaates berechtigen den Inhaber, der sich vorübergehend im Gebiet des andern Vertragsstaates aufhält, Motorfahrzeuge der Kategorie zu führen, für die der Führerschein gilt, ohne Rücksicht darauf, wo das Fahrzeug eingetragen ist.»

In Wien will man trotzdem an der Busse für Joel und seine Kollegen festhalten. «Einen Führerschein für die Kategorie M gab es 1958 nicht, weshalb diese Kategorie auch nicht Gegenstand der gegenseitigen Anerkennung sein kann», argumentiert das österreichische Verkehrsministerium.

Die Schweizer und die österreicher Behörden wollen nun über eine Neu-Beurteilung der Abkommens aus den 50er-Jahren diskutierten. Für die Töfflibuben ist das ein schwacher Trost. Wie es aussieht, müssen sie die Bussen von je 200 Euro trotzdem bezahlen.

Vater Stefan Kellenberger gibt sich aber weiter kämpferisch: «Wir werden uns dagegen wehren, ganz klar.» (cat)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?