TMC-Center in Opfikon ZH, Freitagabend, 19 Uhr. Schwarze Limousinen parken vor dem riesigen Gebäudekomplex an der Thurgauerstrasse. Nur im sechsten Stock brennt noch Licht. Es handelt sich um die Räume von Müsiad Schweiz, dem Schweizer Ableger des türkischen Unternehmerverbands.
Hier haben in der Schweiz lebende Türken dem türkischen Parlamentarier und Vizepräsidenten der Istanbuler AKP-Partei, Hursit Yildirim, kurzfristig Unterschlupf geboten. Und eine Plattform, um Stimmung für das geplante Verfassungsreferendum von Mitte April zu machen, das Präsident Recep Tayyip Erdogans zu noch mehr Macht im Land verhelfen soll.
«Sind Sie Türken?»
Etwa ein halbes Dutzend Männer in Anzügen stehen diskret vor dem Eingang des abgeschlossenen Bürokomplexes. Sie halten jeden davon ab, in den Lift zu steigen, der nicht zur Veranstaltung gehört. «Sind Sie Türken?», ist die erste Frage der beiden Security-Männer. Denn Journalisten aus der Schweiz sind an dem Anlass heute nicht erwünscht. «Wir möchten unter uns bleiben», so die Begründung des Mannes am Eingang.
Zuvor war dieselbe Veranstaltung in Spreitenbach AG von der Kantonspolizei «aus Sicherheitsüberlegungen» abgesagt worden. Man könne den Anlass wegen erheblichen Sicherheitsrisiken nicht verantworten», teilten die Behörden mit.
Die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), in deren Vereinslokal im Spreitenbacher Industriequartier der Anlass hätte stattfinden sollen, musste den Auftritt Yildirims deshalb kurzfristig absagen. Hinter den Kulissen suchte der Schweizer Arm von Erdogans Partei daraufhin kurzfristig nach einem alternativen Veranstaltungsort – und wurden beim ebenfalls AKP-nahen Unternehmerverband mit Sitz in Opfikon fündig. Der neue Treffpunkt wurde dann allerdings nur noch unter der Hand weitergegeben. Man wollte schliesslich keine dritte Absage riskieren.