«Weltwoche»-Chef wirft SVP-Urgesteine raus
König Köppel!

Als Roger Köppel um 19.50 Uhr das Foyer des «Rössli» in Illnau ZH betritt, ruft einer aus: «Hier kommt der Gladiator!»
Publiziert: 19.10.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:00 Uhr
Von Gabi Schwegler

Es ist der Empfang des bestgewählten Nationalrats. Es ist der Empfang von König Köppel. Roger Köppel, Chefredaktor und Verleger der «Weltwoche», schafft den Sprung von Listenplatz 17 auf Platz Nummer 1 unter den Zürcher SVP-Kandidierenden. 178 090 Stimmen – Schweizer Rekord, so fulminant ist noch nie ein Politiker gewählt worden!

«Es ist ein Auftrag. Nun geht es darum, die Politik umzusetzen, für die ich im Wahlkampf eingestanden bin», sagt der Neugewählte. Köppel lächelt zwischendurch sein kaum zu erkennendes Lächeln, Euphorie sieht anders aus. «Ob ich mich freue?», fragt er rhetorisch auf eine Journalistenfrage zurück. «Natürlich habe ich Freude an diesem Resultat. Aber ich habe nun eine riesige Verantwortung.»

Er spricht auch von einer Doppelbelastung, die er nun zu bewältigen hat. «Denn ich gedenke nicht, als Chefredaktor der ‹Weltwoche› zurückzutreten.»

Während der Neo-Nationalrat im Foyer zwischen Sonnenblumen im Gelb des SVP-Sünneli über eine halbe Stunde lang Interviews gibt, warten drinnen seine Anhänger. Sie warten lange. Seit 15 Uhr läuft das Wahlfest der SVP Kanton Zürich. «Huere guet glofe», sagt einer. Auf der Grossleinwand laufen die Hochrechnungen des gebührenfinanzierten Fernsehens, es wird gejohlt und gelacht, wenn die Sitzverluste der anderen Parteien aufleuchten.

Und dann, um 20.25 Uhr, betritt der neue Hoffnungsträger, der neuer Superstar der SVP die holzgetäfelte Halle im Rössli. «Bravo!», «Endlich ist er da!», «Super, Roger!». Der neue Heilsbringer schüttelt Hände, lässt sich auf die Schulter klopfen.

Kantonalpräsident Alfred Heer ergreift das Wort und bittet die Gewählten auf die Bühne, an den Rändern stehen zwei SVP-Fahnen. Für Köppel und Natalie Rickli, die das zweitbeste Resultat erreichte, fordert Heer «einen Sonderapplaus».

Köppel eliminierte mit seinen 178'090 Stimmen den Rekord von Rickli aus dem Jahr 2011. Sie nimmt es sportlich: «Ich habe das so erwartet. Um mich machte sich niemand Sorgen, deshalb schrieben wohl viele meinen Namen nur einmal auf die Liste.»

Für den grossen SVP-Verlierer, den abgewählten Christoph Mörgeli, gibt es ebenfalls einen Applaus. In Abwesenheit.

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