Das grosse Rating
Das sind die grössten Hinterbänkler in Bern

Manche Parlamentarier kennt jeder. Und manche kennt kaum jemand. Wer diese sind, ist jetzt wissenschaftlich erhärtet.
Publiziert: 13.09.2015 um 07:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:17 Uhr
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1. NR Urs Schläfli (CVP/SO).
Foto: Keystone
Von Simon Marti und Matthias Halbeis

Seien Sie ganz ehrlich: Kennen Sie Urs Schläfli? Oder Rudolf Winkler? Eben. Damit geht es Ihnen wie den meisten im Land. Polito­loge Michael Hermann (44) hat exklusiv für SonntagsBlick er­hoben, welche Politiker die grösste Aufmerksamkeit geniessen – und wer unbeachtet auf der Strecke bleibt. Obenaus schwingen wenig überraschend die Präsidenten der grossen Parteien. Aber während wenige Wochen vor den eidgenössischen Wahlen Polit-Promis und Parteichefs wie Toni Brunner (41, SVP) oder Christian Levrat (45, SP) wahre Medienmarathons absolvieren, bleibt es auch in dieser hektischen Zeit um etliche Hinterbänkler erstaunlich still.

Hermann wertete die Medienpräsenz aller National- und Ständeräte aus: Dazu zählen Ewähnungen in der gedruckten Presse und im Netz sowie Fernsehauftritte in Sendungen wie «10 vor 10» oder «Arena». Hermann berücksichtigte aber auch die Anhängerschar auf Twitter. Das ergibt ein Ranking der besonderen Art, eine Parade der unbekannten Volksvertreter. Die drei Parlamentarier mit der geringsten Wirkung nach aussen sind die Nationalräte Rudolf Winkler (59, BDP) aus Zürich, Urs Schläfli (52, CVP) aus dem Solothurnischen und der Thurgauer Thomas Böhni (50, GLP) (siehe Rangliste rechts). Erklärungsversuch: Er sitze erst seit einem halben Jahr im Nationalrat, sagt Rudolf Winkler. «In so kurzer Zeit fällt man nicht auf.»

In jeder Legislatur gebe es Tausende von Vorstössen. Damit brächten sich die Parlamentarier ins Gespräch. «Aber das ist nicht mein Ding.» Er sei jedoch im Rat gut vernetzt und habe sich gut in die Dos­siers der Sicherheitspolitischen Kommission eingearbeitet, sagt Winkler.

Ärger liegt der Fall Schläfli. Denn Experte Hermann hat nicht nur die Aussenwirksamkeit der Ratsmitglieder analysiert, sondern auch überprüft, wer unter der Bundeshauskuppel tatsächlich etwas bewegen kann, wer Einfluss hat in Bern. Kom­biniert man diese Daten, schneidet Schläfli sogar noch schlechter ab als Neuling Winkler. Er liegt in der Rangliste der Hinterbänkler vor Thomas Böhni und Jean-Paul Gschwind (62, CVP) auf dem ersten Platz.

Im Dezember 2011 in die grosse Kammer nachgerutscht, konnte sich der Solothurner nicht durchsetzen. «Es ist schon so», sagt Schläfli, «ich renne den Medien nicht hinterher.» Ihm sei zu Beginn seiner Zeit im Rat zu wenig bewusst gewesen, dass Medienarbeit einen Teil der politischen Arbeit ausmache. «So kommt man halt nicht gross in die Öffentlichkeit», sagt der Solothurner Landwirt. «Ich habe aber dazugelernt. Wenn ich wiedergewählt werde, muss ich mich stärker in Szene setzen.» Welch ein Kontrast zu den immer smarten PR-Profis à la Cédric Wermuth (29, SP) oder Christoph Mörgeli (55, SVP)!

Dass aber auch Hinterbänkler Schläfli hie und da inhaltliche Akzente setzen kann, zeigte er in der Sicherheitspolitischen Kommission. Dort lancierte er eine Motion, welche die Gerichte verpflichtet, das Militär zu informieren, wenn gegen einen Waffenbesitzer ein Verfahren läuft. Aus Sicherheitsgründen. Nur, dass da eben der Schläfli dahintersteckte, haben auch die aufmerksamsten Beobachter kaum bemerkt. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass die mangelnde Aufmerksamkeit schlecht ist im Wahlkampf. Und Schläfli muss sich sputen: Bis zu den Wahlen bleiben ihm noch ganze fünf Wochen.

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