«Umwelthüter» statt Jäger
Tierschützer wollen Jagd verbieten

In Genf gilt für Privatjäger ein Jagdverbot. Stattdessen kümmern sich staatliche «Umwelthüter» um das Wildtier-Management. Für dieses Modell lobbyieren nun auch Tierschützer.
Publiziert: 09.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:34 Uhr
Tessiner Jagdgegner: Carl Sonnthal.
Foto: zVg
Ruedi Studer

An der Anti-Jagd-Front ist etwas im Busch: Jagdgegner planen nämlich neue jagdkritische Volksinitiativen. Unter anderem sollen nach dem Vorbild des Kantons Genf Jagdverbote eingeführt werden. Das bestätigt der Tessiner Tierschützer Carl Sonnthal gegenüber BLICK: «Wir starten sobald als möglich. Unser Ziel ist mehr Tierschutz.» Noch sei aber offen, ob man kantonale Volksinitiativen oder gleich eine eidgenössische Initiative lancieren werde.

In Genf gilt seit 1974 ein Jagdverbot für unprofessionelle Jäger. An deren Stelle übernehmen aktuell rund zehn staatliche «Umwelthüter» nicht nur das Wildtier-Management, sondern auch die Betreuung der Naturreservate und die Überwachung der Fischerei.

In Genf wird praktisch nur Wildschwein-Bestand reguliert.
Foto: Keystone

Per Abschuss reguliert werden in Genf vor allem die Wildschwein-Bestände. So wurden 2014 gemäss eidgenössischer Jagdstatistik 176 Wildschweine, zehn Füchse und ein Reh geschossen. Zudem dürfen Bauern zur Vergrämung Krähen schiessen, allerdings nur auf den Feldern. «Das Beispiel Genf beweist, dass es – auch in der dicht besiedelten Kulturlandschaft – ohne Jäger geht», so Sonnthal.

Genfer Jagdverbot «lokal erfolgreich»

Seit der Mitte der 1970er-Jahre habe sich die wilde Fauna in Genf massiv verbessert, erklärte der kantonale Fauna-Inspektor Gottlieb Dändliker kürzlich an einer Fachtagung. Das liege zwar nicht allein am Jagdverbot, aber: «Das Jagdverbot hat aus ökologischer Sicht eine positive Entwicklung unterstützt.»

Dändliker macht aber klar: «Dass das Genfer Jagdverbot lokal als erfolgreich bezeichnet werden kann, heisst aber noch nicht, dass es ohne weiteres exportierbar ist.» Jede Gemeinschaft müsse selber «seine besten Lösungen finden».

Für Genf als Stadtkanton sei es jedenfalls eine günstige Lösung, koste das ganze Wildmanagement doch nur rund 1,2 Millionen Franken pro Jahr. «Das ist billiger als eine Tasse Kaffee pro Genfer Einwohner.» Aber jede Gemeinschaft müsse für sich selbst «seine besten Lösungen finden, zum Wohl seiner Bevölkerung und seiner Natur».

 «Ohne Jagd geht es nicht»

Das Genfer Modell funktioniere in einem urban geprägten Kleinstkanton, räumt David Clavadetscher vom Verband Jagd Schweiz ein. «Das Beispiel zeigt aber auch, dass es ganz ohne Jagd nicht geht.» Das Modell lasse sich jedenfalls nicht auf die ganze Schweiz ausweiten. 

«In der Schweiz gibt es rund 26'000 private Jäger. Die Kosten für den Staat wären immens, wenn deren Aufgabe von staatlichen Jägern übernommen werden müssten.» Der Staat verdiene sogar an den Jägern, dass diese «ihre Arbeit nicht nur gratis machen, sondern auch noch dafür bezahlen». Es mache keinen Sinn, an den bewährten Modellen in den Kantonen irgendetwas zu verändern.

Sonnthal sieht das anders: «Es ist sehr beschämend – eine Unkultur – dass Kantonsbehörden zum Spass für die Jäger attraktive Jagden organisieren wie die Trophäenjagd, und über derartiges Blutgeld Einnahmen generieren.»

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