Findet der Bundesrat mit der EU keine einvernehmliche Lösung in der Zuwanderungsfrage, muss die Schweiz wohl bald über die Gretchenfrage befinden. Darüber, was Priorität hat: Die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative und damit die eigenständige Steuerung der Zuwanderung. Dafür müsste wohl die Personenfreizügigkeit gekündigt werden. Oder aber die Beibehaltung der vollen Personenfreizügigkeit und aller anderen bilateralen Verträge.
Laut einer neuen, repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts GFS ist das Ergebnis klar: Wenn die Schweizer zwischen der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative und der Erhaltung der bilateralen Verträge wählen müssten, «würde eine klare Mehrheit – rund zwei Drittel– der Stimmenden sich für die bilateralen Verträge entscheiden», heisst es in der heute veröffentlichten Vox-Studie von Claude Longchamp. Befragt wurden 1509 Personen in der ganzen Schweiz.
Ein Drittel der Personen, die der SVP-Initiative im Februar 2014 zustimmten, würde der Aufrechterhaltung der Bilateralen Priorität gegenüber der Umsetzung der Initiative einräumen, so die Autoren weiter.
Die Verfechter der Bilateralen Verträge scheinen also innert Jahresfrist an Boden gutgemacht zu haben. Im Februar 2015 kam eine GFS-Umfrage zum Schluss, dass 58 Prozent der Bevölkerung die bilateralen Verträge der Zuwanderungsbeschränkung vorziehen. 35 Prozent priorisierten die Umsetzung der SVP-Initiative.