Die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative und die Frankenstärke beschäftigen Politik und Wirtschaft. Die grösste Partei wartet nun mit einem brisanten Vorschlag auf, der beide Bereiche beeinflussen würde. SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz ärgert sich darüber, dass in der Schweiz «viel zu viele Psychologen, Ethnologen, Soziologen, Historiker und Kulturwissenschaftler ausgebildet werden».
Knapp 45 000 Studenten belegten 2013 Studiengänge in den Geistes- und Sozialwissenschaften. «Wir wollen diese Zahl so schnell wie möglich halbieren», sagt Amstutz. Der Berner sieht einen Numerus clausus (NC), also die Beschränkung der Zulassung zu diesen Studiengängen, als sinnvollste Lösung an. «Es ist schliesslich auch Studenten gegenüber unfair, wenn sie sich Mühe geben und nach dem Abschluss auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht gebraucht werden», gibt er zu bedenken.
Der Berner ist überzeugt, dass viele der Abgänger – «wenn überhaupt» – einen Job in der «eh schon aufgeblähten» öffentlichen Verwaltung erhalten. In einem Vorstossentwurf, der BLICK vorliegt, fordert er Klartext vom Bundesrat. Er will das Thema beim runden Tisch mit den anderen bürgerlichen Parteien einbringen und den Vorstoss dann einreichen.
Auf offene Ohren stösst die SVP mit ihrem Anliegen bei der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz. Präsident Christian Amsler (FDP) sagt zwar, die Schweiz sei zu Recht stolz auf die freie Studienwahl. «Trotzdem darf die Realität des Arbeitsmarktes nicht aus den Augen gelassen werden», so Amsler. Denn von der erhöhten Maturitätsquote «haben vor allem die Geisteswissenschaften profitiert». In Zeiten von Kostendruck und Sparbemühungen im Bildungsbereich müsse die Verteilung der Studiengänge «mehr als Bauchschmerzen bereiten». Es brauche eine «politische Grundsatzdiskussion ohne Scheuklappen». Er verweist darauf, dass es derzeit über 1100 Ethnologie-Studenten, 8600 angehende Psychologen, aber nur etwa je 700 werdende Mikrotechniker und Materialwissenschaftler gebe.
Eher ablehnend zur Idee äussert sich Gewerbeverbands-Direktor Hans-Ulrich Bigler. Er sei grundsätzlich gegen staatliche Intervention und poche auf die Flexibilität der Studenten.
Heinz Karrer, Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, sagt: «Es gab in der Wirtschaft schon Stimmen für diese Forderung.» Der Verband sei aber gegen einen politischen NC. Nötig sei dessen Abschaffung im Bereich Medizin. «Das wäre zwar teuer, aber eine wichtige Investition in die Zukunft.»
Das sieht auch die SVP so. Der Staat behindere jene Studienrichtung, die das Land brauche, und rekrutiere dafür Leute aus dem Ausland. «Bildungsminister Johann Schneider-Ammann ist gefordert und muss Tempo machen!», so Amstutz.