Am 1. Januar tritt Susanne Hochuli (51) ihr Amt als oberste Patientenschützerin an. Schon heute steckt die Ex-Regierungsrätin des Aargaus voller Tatendrang. Sie möchte die Stimme der Schweizerischen Stiftung für Patientenschutz (SPO) stärker hörbar machen. «Die SPO muss zur politischen Lobby-Organisation werden», betont Hochuli.
Nicht nur die Aussenwirkung der SPO soll verstärkt werden: Hochuli will nichts weniger, als das Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung nachhaltig zu verändern. «Die Menschen wenden sich meist erst an uns, wenn etwas passiert ist, wenn sie krank sind», diagnostiziert sie. «Dann ist es aber oftmals zu spät.» Die SPO wolle die Leute erreichen, wenn sie noch gesund seien. Kein Mensch fülle auf dem Krankenbett eine Patientenverfügung aus, in der festgehalten werde, was er unter Lebensqualität verstehe und welchen medizinischen Massnahmen er zustimme und welchen nicht.
Das Zentrale im Gesundheitswesen aber – wie das Geld verteilt wird – entscheidet sich in Bundesbern. Mehr als 70 Milliarden Franken ist der Kuchen gross, um dessen Verteilung die Politik streitet.
Politisches Comeback nicht ausgeschlossen
Die Grünen-Politikerin hält auch ein Comeback auf der politischen Bühne für denkbar. «In meiner Position ist es sicher wichtig, sich politisch zu vernetzen. Ich schliesse kein Amt aus – ausser Bundesrätin», sagt sie lachend. Klar ist: Wenn sie will, hätte Hochuli beste Chancen, in zwei Jahren ein Nationalratsmandat zu ergattern.
Der ehemaligen Exekutivpolitikerin ist bewusst, dass es im Gesundheitswesen keine Tabus geben darf. Auch nicht die Krankenhäuser. «Wir haben zu viele Spitäler, das ist klar», sagt Hochuli. Jedes Spital sei verpflichtet, während 365 Tagen 24 Stunden bereitzustehen. 30 Kilometer weiter mache ein anderes Spital dasselbe. «Da müssen wir uns fragen, ob wir uns das finanziell noch leisten können und ob es der Qualität dient.»
Erbe aus Zeiten Napoleons
Als Beispiel nennt die angehende Patientenschützerin ihren Heimatkanton: Sie greift auf Napoleon zurück, der den Aargau in Bezirke aufteilte. Seine Absicht sei gewesen, dass jeder Bürger innerhalb eines Tages den Hauptort seines Kreises erreichen könne.
Auch die Spitäler hätten zu früheren Zeiten regional erreichbar sein müssen. «Aber heute? Wer geht noch zu Fuss oder per Pferdekutsche ins Spital?»
In den vergangenen Monaten wanderte Hochuli bis an die Nordsee. «Ich bin durch ganz Deutschland gelaufen. Die haben ganz andere Distanzen und leben auch noch.»
Was die nächste Schweizer Patientenschützerin daraus schliesst: Im Kanton Aargau gebe es heute elf kantonale Listenspitäler. Das seien «zu viele».
Ewig steigende Krankenkassenprämien, explodierende Gesundheitskosten, Ärzte, die ihre Pfründe bis zum Letzten verteidigen: Das Gesundheitswesen gehört seit Jahren zu den Topthemen. Nun versucht der Bundesrat, sich wieder einen Überblick zu verschaffen. Nach Informationen von SonntagsBlick trifft sich die Landesregierung noch vor den Sommerferien zu einer Retraite. Dann sollen alle Fragen aus diesem Themenbereich offen diskutiert werden.
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