Sie sind reich. Sie könnten ein sorgloses Leben führen. Doch das tun sie nicht. Sie sorgen sich. Um die Chancengleichheit, um den sozialen Frieden, um die Schweiz. Und jetzt handeln sie.
Sie, das sind die Zürcher Brüder Daniel, Marcel und Martin Meili. Multimillionäre. Alle drei. Reich geworden, wie viele Schweizer, durch Erbschaft. Der 2006 verstorbene Vater war Erfinder der Cerberus-Brandmelder.
Meilis werfen über eine halbe Million Franken auf
Man würde erwarten, dass die Meili-Brüder im Juni bei der Abstimmung über die nationale Erbschaftssteuer ein besonders überzeugtes Nein in die Urne legen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Meilis sagen Ja zur Initiative von EVP und Linken. Und nicht nur das: Gestern starteten sie ihre eigene, unabhängige Kampagne für die Erbschaftssteuer. Kostenpunkt: 500 000 bis 700 000 Franken, wie Daniel Meili (59) BLICK bei einem Gespräch in seiner Psychiatrie-Praxis erklärt.
Wie kommt das? Meili blickt zurück: 2011 sei der Steuerberater der Familie auf die Brüder zugekommen. Er habe empfohlen, das Haus der Eltern noch vor dem Jahreswechsel auf die Söhne zu überschrieben. Sonst würde bei einem Ja zur Erbschaftssteuer eine Nachzahlung fällig. «Erst dachten wir: Absurd! Bei solchen Steuertricks machen wir nicht mit», so Meili. Dann kam den Brüdern eine Idee. «Wir haben das Haus überschrieben. Den möglichen Nachzahlungs-Betrag setzen wir jetzt ein für unsere Erbschaftssteuer-Kampagne.»
«Die Schere öffnet sich»
Doch warum kämpfen Millionäre überhaupt für höhere Steuern? Meili: «Das Vermögen ist in der Schweiz sehr ungleich verteilt. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitzt 40 Prozent des Volksvermögens. Und die Schere öffnet sich. Das beunruhigt uns. Das wollen wir thematisieren.» Die Erbschaftssteuer setze am richtigen Ort an, sagt Meili, nur beim reichsten Prozent der Bevölkerung.
Der Psychiater und Suchtexperte bedauert denn auch, dass derzeit primär über vermeintliche Probleme für KMUs debattiert wird. Für Meili, ein Nebenschauplatz: «Das Parlament wird den Freibetrag hoch genug ansetzen – bei 50 Millionen Franken –, so dass Familien-KMUs nichts zu befürchten haben.»
Meilis wollen noch mehr
Doch was, wenn die Initiative scheitert? Daniel Meili lächelt. «Das wäre keine Katastrophe, wir wollen mit dem Geld etwas bewirken.» Schon der Vater habe sie Bescheidenheit gelehrt: «Er sagte immer wieder: Man kann nicht zwei Koteletts aufs Mal essen.»
Zudem sei ihr Engagement für mehr Gerechtigkeit langfristig angelegt. Es kämen neue politische Projekte, die sie – auch finanziell – unterstützen wollten. «Sie können sich darauf verlassen: Wir haben einen langen Schnuuf.»