Im Dublin-System gibt es keine zweite Chance. Ein Migrant, der beispielsweise in Italien einen Erstantrag auf Asyl gestellt hat, kann in der Schweiz nicht nochmals ein Asylverfahren durchlaufen. Verraten werden die Antragssteller durch ihre beim ersten Antrag registrierten und in der Datenbank Eurodac gespeicherten Fingerabdrücke.
Dagegen wehren sich laut «Tages-Anzeiger» vor allem Eritreer, indem sie sich mittels Schleifpapier oder an einer rauhen Wand die Fingerkuppen abschleifen. Nach Angaben der Empfangszentren dürfte es sich in der Schweiz um über 200 Migranten handeln, die jährlich mit abgeschliffenen Fingerkuppen um Asyl ersuchen.
Spätestens bei der zweiten Nachkontrolle
Auch Roger Lang, Leiter des Basler Empfangzentrums, hat monatlich mit mehreren solchen Fällen zu tun. Ob der Abgleich mit der Eurodac-Datenbank irgendwann klappe, sei eine Frage der Konsequenz, sagt er. «Bis jetzt hatten wir immer den längeren Schnauf.» Normalerweise regenerieren sich die Fingerkuppen innert zwei bis drei Wochen. «Spätestens bei der zweiten Nachkontrolle klappt die Prozedur des Fingerabdruck-Abgleichs eigentlich immer.»
Eine Möglichkeit, das Abschleifen der Fingerkuppen zu unterbinden, hat Roger Lang nicht. Aber: «Die Empfangszentren sind die am wenigsten komfortable Unterbringung.» Niemand wolle hier unnötig bleiben. «Wenn sie merken, dass es ohne Fingerabdruck nicht weiter geht, koopererieren sie in aller Regel», sagt Lang.
Keine Alternative zum Fingerabdruck
Dass sich überwiegend Eritreer die Fingerkuppen abschleifen, ist laut Lang eine numerische Problematik: «Sie sind am häufigsten bereits in der Dublin-Datenbank erfasst.» Allerdings will er das Problem nicht überbewerten. «Die Zahl der Fälle liegt im einstelligen Prozentbereich.»
Der Fingerabdruck ist derzeit die einzige Möglichkeit, einen Asylbewerber mit einem bereits gemachten Erstantrag zu erkennen. Gerade weil alle Dublin-Fälle mit dem Fingerabdruck registriert sind, sieht Roger Lang keine realistische Alternative zu diesem System. Denkbar wäre beispielsweise, Asylsuchende anhand ihrer Augeniris zu identifizieren. «Aber dann hätten wir keine Vergleichsmenge», sagt Lang.