Post bringt AHV-Rente nicht mehr nach Hause
«Postfinance lässt 3000 Rentner im Regen stehen»

4000 Rentner lassen sich die AHV-Rente heute zu Hause auszahlen. Damit ist ab April 2017 Schluss. Die Postfinance will dies nur noch in begründeten Fällen anbieten. Zum Ärger der Ausgleichskassen und von CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt.
Publiziert: 08.12.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 14:21 Uhr
CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt: «Postfinance lässt 3000 Leute schlicht im Regen stehen. Das ist inakzeptabel.»
Foto: KEY
Ruedi Studer

Seit 1948 gibt es in der Schweiz die AHV. Und seit 1948 liefert der Pöstler die Rente den AHV-Bezügern auf Wunsch direkt nach Hause. Rund 4000 Rentner nehmen diese Dienstleistung derzeit in Anspruch.

Damit ist ab April 2017 Schluss. Die Postfinance stellt ihren Zahlungsanweisungs-Service ein. «Die Zahlungsanweisung ist defizitär, mit hohen Sicherheitsanforderungen verbunden und wird immer weniger nachgefragt», sagt Sprecher Johannes Möri.

Es sei punkto Sicherheit auch nicht mehr zeitgemäss, Barüberweisungen von Geldbeträgen in dieser Grössenordnung zu tätigen und das Geld anschliessend in bar zu Hause aufzubewahren.

Nur noch für 1000 Personen?

Künftig sollen nur noch wenige AHV-Bezüger die Rente direkt zu Hause ausbezahlt erhalten. «Jede Ausgleichskasse hat als Orientierungsgrösse ein gewisses Kontingent erhalten, damit die Auszahlung in begründeten Fällen weiterhin in bar am Domizil erfolgen kann», so Möri. Im Moment steht die Zahl von schweizweit maximal 1000 Personen im Raum. Der Rest müsste ein Konto einrichten oder das Geld am Schalter abholen.

Ob es dabei bleibt, ist offen. «Wir sind diesbezüglich mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen in engem Kontakt und werden eine partnerschaftliche Lösung umsetzen», sagt Möri.

Ausgleichskassen protestieren

Front gegen die Kontingentslösung machen die Ausgleichskassen. Diese haben den gesetzlichen Auftrag, den Rentnern ihr Geld auf Wunsch direkt auszuzahlen. In einem Protestschreiben vom November, das BLICK vorliegt, wehren sich die Konferenz der Kantonalen Ausgleichskassen und die Schweizerische Vereinigung der Verbandsausgleichskassen gegen die «willkürliche Zuteilung» der Kontingente.

Pro Ausgleichskasse sei damit nur noch «eine Handvoll Auszahlungen» möglich. Damit werde der gesetzliche Auftrag verhindert. «Diese Vorgehensweise ist für uns unverständlich und inakzeptabel», heisst es im Schreiben. Von Postfinance erwarten die Ausgleichskassen «ein Entgegenkommen und mehr Flexibilität».

Bundesrat muss antraben

Der Protest erreicht nun auch Bundesbern. «Postfinance lässt 3000 Leute schlicht im Regen stehen. Das ist inakzeptabel», sagt CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (SO). Die Betroffenen würden mit etwas anderem wohl nur schwer zurechtkommen. «Ihnen diese Dienstleistung zu verwehren, ist eine Bestrafung aus heiterem Himmel.»

In der Fragestunde des Nationalrats will Müller deshalb vom Bundesrat wissen, wie er «angesichts des offensichtlichen Widerstands der Postfinance» dem gesetzlichen Auftrag künftig nachkommen will.

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