Pfarrer Peter Ruch zum Sozial-Irrsinn
«Keine staatliche Hilfe für Einwanderer»

Pfarrer Peter Ruch im BLICK-Interview über den Sozialstaat Schweiz, Nächstenliebe und das System.
Publiziert: 20.09.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:42 Uhr
«Schuldig ist das System» Peter Ruch, reformierter Pfarrer in Küssnacht am Rigi.
Interview: René Lüchinger

BLICK: 60 000 Franken pro Monat Betreuungskosten für eine vielköpfige Flüchtlingsfamilie. Was halten Sie als Pfarrer davon?
Peter Ruch:
Ich kenne den Fall nur aus den Medien. Aber ich nehme an, das ist legal. Also liegt das Problem nicht bei den Bezügern oder den Betreuern, sondern beim System.

Und das heisst?
Das Problem liegt im Sozialstaat selbst, in welchem sich die Menschen einrichten. Sie interpretieren diesen zu ihren Gunsten. Das gilt für Bezüger wie auch für Betreuer.

Ist das alles?
Bei den Sozialbezügern ist der Anteil von Ausländern hoch. Das bedeutet: Der Sozialstaat fördert Fremdenfeindlichkeit.

Wie bitte?
Wenn alle von der Umverteilung profitieren und die Mittel knapper werden, dann wird man versuchen, diejenigen unter den Bezügern auszuschliessen, die an der Peripherie stehen. Das sind die Ausländer. Würden wir den Einwanderern keine staatliche Hilfe zukommen lassen, wie dies in Amerika der Fall ist, dann könnte jeder in die Schweiz kommen. Aber er müsste selber für sich aufkommen. Die, die das nicht schaffen, würden das Land wieder verlassen. Das wäre die richtige Art der Einwanderung. Die USA erreichen eine viel bessere Integration als die europäischen Länder.

Das verhindert der Sozialstaat?
In gewissem Sinne schon. Wenn das Angebot da ist, wird es genutzt. Und die, die es tun, sind deshalb keine schlechten Menschen. Wenn das aber ein Mass überschreitet, produziert dies Argwohn in der einheimischen Bevölkerung, die in Fremdenfeindlichkeit umschlagen kann.

Vom System profitieren private, für die Betreuung zuständige Firmen. Eine Fehlentwicklung?
Schon früher gab es im Vormundschaftswesen neben amtlichen auch private Vormünder, die ihre Arbeit für ein geringes Entgelt geleistet haben. Diese wurden abgeschafft, und heute ist dies offenbar an private Firmen ausgelagert. Dieser Systemwechsel bedeutet eine massive Verschlechterung für alle Beteiligten. Besonders für den Steuerzahler. Der Staat drückt sich vor seiner Verantwortung.

Inwiefern?
Der Staat, der die Massnahmen anordnet, muss die Kontrolle über die Inhalte und über die Kosten behalten. Überlässt er dies einem Privaten, explodieren die Kosten. Dann bestehen falsche Anreize, denn diese Firmen wollen Geld verdienen. Sie treiben den Aufwand für die Betreuung beliebig nach oben.

Der Missbrauch ist inhärent?
Wie gesagt: Die Akteure interpretieren das System zu ihren Gunsten. Nach biblischem Menschenbild hat jeder Züge des Egoisten und Missbrauchs in sich. Damit muss der Sozialstaat rechnen. Das tut er nicht.

Schuldig sind die Kontrolleure?
Schuldig ist das System, welches die Betreuung auslagert und glaubt, dass die Privatfirmen dieses nicht ausnutzen. Ein Irrtum.

Sie sind Pfarrer: Wo bleibt da die christliche Nächstenliebe?
Nächstenliebe geschieht aus biblischer Sicht freiwillig zwischen Mensch und Mensch. Selbstverständlich muss ein moderner Staat für die Bedürftigen da sein. Sozialhilfe darf aber nur eine vorübergehende Nothilfe sein. Am Ende müssen die Betroffenen wieder auf eigenen Beinen stehen. Ausser solche, die das nicht können: Invalide, Behinderte. Die Umverteilung von Sozialgeldern zu Menschen, die selber für sich sorgen könnten, eskaliert. Der Sozialstaat ist in einer Sackgasse.

Wieso?
Es ist nicht mehr finanzierbar. Der Sozialstaat verändert auch den Menschen. Weil er damit rechnet, dass der Staat ihm in jeder Lebenslage hilft. Daran gewöhnt er sich. Am Ende sinkt der Wohlstand aller, weil der Staat mehr Geld abschöpft und damit Investitionen verhindert.

Früher herrschte in der Schweiz calvinistischer Puritanismus. Wann ist er abhanden gekommen?
Ich weiss es nicht. Der Drang, selber für sich aufzukommen, war lange Jahre das Erfolgsmodell der Schweiz. Wir müssen den Sozialstaat wieder zurückbauen. Er ist nicht zukunftstauglich und droht reformresistent zu werden. Am Ende steht die Ausbreitung der Armut.

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