Mit Anti-Homosexuellen-Sprüchen sorgte Toni Bortoluzzi (67) vergangene Woche für gehörigen Wirbel. Schwule und Lesben seien «fehlgeleitet», schimpfte der Zürcher SVP-Nationalrat. Und behauptete, Homosexuelle hätten «einen Hirnlappen, der verkehrt läuft».
Dieses Schwulen-Bashing kommt selbst bei der konservativen SVP-Basis nicht gut an. Der Zürcher SVP-Kantonalpräsident Alfred Heer (52) bestätigt: «Wir haben mehrheitlich negative Reaktionen erhalten. Einige SVP-Mitglieder sind sogar aus der Partei ausgetreten.» Viele SVP-Mitglieder verstünden nicht, warum ein hoher SVP-Politiker Homosexuelle verunglimpfe. Heer betont zwar, dass die SVP wie Bortoluzzi gegen die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare sei (siehe Tabelle). Dies sei aber kein Grund, diese Leute unnötigerweise mit Beleidigungen vor den Kopf zu stossen.
Dass sich die SVP von Bortoluzzi distanziert, zeigt: Selbst konservative Parteien können sich heute nicht mehr erlauben, Schwule und Lesben zu beleidigen. Denn die vielen homosexuellen Wählerinnen und Wähler sind für die Parteien nicht unerheblich. Wer bei ihnen ankommt, kann auch bei den Wahlen im Herbst 2015 punkten.
Dies hat die BDP erkannt und startet eine Homo-Offensive.
Die Partei will sich gar für die Homo-Ehe einsetzen. Auch sollen Schwule und Lesben Kinder adoptieren und die Fortpflanzungsmedizin nutzen dürfen. «Wir sind eine gesellschaftsliberale Partei», begründet BDP-Präsident Martin Landolt (45) gegenüber SonntagsBlick die für eine bürgerliche Partei radikale Positionierung. Deshalb sei für die BDP klar, dass alle juristischen Gemeinschaften dieselben Rechte und Pflichten haben sollen. «Egal ob Schwule, Lesben, Trans- oder Heterosexuelle.»
Für den BDP-Chef sind zwei männliche oder zwei weibliche Elternteile keine Horrorvorstellung – im Gegenteil. Die Anforderungen, um ein Kind adoptieren zu können, seien zu Recht hoch. Das führe dazu, dass Paare, welche Kinder adoptieren, diese auch wirklich wollen. Landolt: «Homosexuelle Paare werden deshalb gleich gute oder gleich schlechte Eltern sein wie heterosexuelle.»
Damit setzt sich eine zweite bürgerliche Partei für die totale Gleichbehandlung homosexueller Paare ein. Die Grünliberalen tun dies seit Jahren, ebenso SP und Grüne. Mit Stimmen aus der FDP könnte das Parlament schon bald ermöglichen, dass homosexuelle Paare hierzulande heiraten und Kinder adoptieren. Die Freisinnigen sind zwar mehrheitlich gegen die Homo-Ehe, einige Parlamentarier haben jedoch eine grundsätzlich andere Ansicht.
Sehr zurückhaltend hingegen ist die konservative CVP. Sie ist sogar gegen die Stiefkind-Adoption: Homosexuelle Personen sollen das Kind ihres Partners nicht adoptieren dürfen. Dennoch will die Partei im Wahlkampf nicht als schwulenfeindlich dastehen. Und reaktiviert ihre Fachgruppe Homosexualität. Neuer Präsident ist seit kurzem Markus Hungerbühler (39), CVP-Chef der Stadt Zürich.