NDB-Chef Seiler geht von 21 toten Schweizer Dschihadisten aus
«Der IS hat an Glanz verloren»

Gemäss Markus Seiler, Chef des Nachrichtendienstes NDB, sei der IS nicht mehr so attraktiv für Schweizer Dschihad-Touristen. Viele der bereits Ausgereisten seien ums Leben gekommen.
Publiziert: 15.10.2016 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:06 Uhr
Geht von 21 Toten aus: NDB-Direktor Markus Seiler. (REUTERS/Ruben Sprich)
Foto: RUBEN SPRICH

Seit einem halben Jahr stelle der NDB fest, dass sich kaum noch Leute aus der Schweiz dem IS anschliessen wollten: «Der IS hat an Glanz verloren», so Chef Markus Seiler in einem Interview mit den Zeitungen «Der Landbote» und «Berner Zeitung». Daher gehe der Dienst nach wie vor von 77 Personen aus, die aus dschihadistischen Motiven in Konfliktgebiete im Nahen Osten gereist seien.

Eine Rückreisewelle habe aber noch nicht eingesetzt. «Den IS zu verlassen, ist bekanntlich nicht so einfach, wie zum IS zu gelangen», so Seiler. Zudem seien «etliche Schweizer» Dschihad-Touristen gestorben. «Wir gehen inzwischen von 21 Toten aus, wovon 14 bestätigt sind und sieben unbestätigt», sagte Seiler. Aber die Überlebenden würden den Dienst sicher stark beschäftigen, wenn sie zurückkehren sollten.

400 Asylsuchende auf dem Radar

Die Problematik von Dschihadisten unter Flüchtlingen unterschätzt der Geheimdienstchef nicht. Das sei zwar nicht die Hauptreiseart, wie sich Terroristen einschleichen, es gebe aber immer wieder Einzelfälle. Das Staatssekretariat für Migration liefere inzwischen tausende von Namen, die der NDB überprüfe.

Der Nachrichtendienst empfehle aber jährlich nur eine Handvoll Asylgesuche zur Ablehnung. Das könnten aber auch Kriegsverbrecher oder Mitglieder krimineller Organisationen sein. Insgesamt seien etwa 400 Personen auf dem Radar des Dienstes.

Flächendecke Kontrolle nicht möglich

Eine flächendeckende Überwachung sei nicht möglich, sagte Seiler weiter. Nur schon die Überwachung der Dschihadisten, die nach ihrer Strafe wieder freikommen und noch stärker radikalisiert sein dürften, würde die Kapazitäten des Dienstes sprengen. Nur ganz wenige Verdächtige könnten «eng begleitet» werden. (sf/sda)

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