Kontroverse um Kita-Projekt
Sarah Bösch und die spendablen SVPler

Die junge SVP-Politikerin sammelte Geld für ein erfolgloses Kita-Projekt. SVP-Grössen wie Andreas Glarner unterstützten sie.
Publiziert: 19.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:50 Uhr
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Gern in Partylaune: Sarah Bösch kippt ein Grosses.
Foto: Facebook
Von Claudia Mascherin und Marcel Odermatt

Eine junge Frau sorgt in der SVP für Aufruhr. Sarah Bösch (33) geriet diese Woche in die Schlagzeilen, weil sie mit 0,8 Promille am Steuer erwischt wurde – und sich dann auf Facebook lauthals über die «krasse Bürokratie» der Polizei beschwerte. Jetzt wird publik, dass Bösch mehreren Politikern der Rechtspartei Geld für eine behindertengerechte Kita abgeluchst haben soll – zum Fliegen kam das Projekt nie, das Geld versickerte.

Die heutige Stadtparlamentarierin in Wil SG wollte im Frühjahr 2013 in Wädenswil ZH die Kindertagesstätte Alpeglöggli eröffnen. Dafür suchte sie unter SVP-Grössen nach Investoren.

Einige wollte die indisch-stämmige Single-Frau bei einem Nachtessen von ihrem Plan überzeugen. Für das Projekt gründete Bösch, die sich selbst Fachfrau im Behindertenbereich und Jungunternehmerin nennt, eigens einen Verein.

Einer der Kontaktierten war der Aargauer Frak­tionspräsident Andreas Glarner (52). Auf Anfrage bestätigt er: «Ja, ich zahlte 5000 Franken für die Kinderkrippe Alpeglöggli». Weil er das Gefühl bekam, mit der Kita gehe es nicht vorwärts, habe er den Verein verlassen und mitgeteilt, man könne das Geld als Spende verbuchen. Doch der Buchhalter beschied ihm, so Glarner, «er wisse nichts von diesem Betrag». Und: «Es sei nichts von mir verbucht.»

Tatsächlich floppte die Kindertagesstätte. Bereits auf Ende Juli 2013 kündigte die SVP-Frau den Mietvertrag. Dabei kam es zum Streit mit dem Hauseigentümer wegen ausstehender Mieten.

Andreas Glarner weiss von weiteren SVP-Männern, die Bösch eingeladen haben. «Es war ihre Masche, diese   dann mit ihren Reizen zu ködern», sagt der Kantonsrat. Er könne sich gut vorstellen, «dass der eine oder andere schwach wurde».

Sicher ist: Glarner war nicht der Einzige, der Bösch half. Auf ihren Charme sprach auch der Haudegen Ulrich Schlüer (70) an. Er widmete der unbekannten Politikerin auf «Schweiz 5» eine ganze TV-Sendung («Schweizerzeit Magazin»). Statt über Themen wie die Ausschaffungs-Initia­tive zu dis­kutieren, sprach der alt Nationalrat mit Bösch geschlagene 45 Minuten lang über das Alpeglöggli.

SonntagsBlick weiss von weiteren SVP-Spitzenpolitikern, die sich auf Böschs Projekt einliessen – kommentieren wollte das keiner. Auch Sarah Bösch selbst mag dazu nichts sagen. Nach zahlreichen Anfragen von SonntagsBlick meldete sich Mario Schmitt, der SVP-Fraktionspräsident von Wil SG, bei der Redak­tion. Seine Frak­tionskollegin werde sich zu dieser «medialen Hetzkampagne gegen die SVP grundsätzlich nicht äussern».

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