Die Zürcher Wahlen sind vorbei, der Testlauf für die Eidgenössischen Wahlen vorüber. Es fallen vier Sachen auf:
Erstens: Die FDP meldet sich eindrücklich zurück. Sie hat ihren Wähleranteil von allen Parteien am stärksten ausbauen können. Parteichef Philipp Müller darf optimistisch in den Herbst blicken. Es scheint, als trauten die Wählenden den Liberalen wieder etwas zu.
Zweitens: Wenn Grüne und Grünliberale derart abgestraft werden, dann haben die Wählenden ihre Prioritäten grundlegend neu gesetzt. Offenbar zählt Ökonomie wieder mehr als die Ökologie. Diesen Schluss kann man auch aus dem Erstarken der FDP ziehen. Gleichermassen ins Bild passt, dass die SP etwas, die AL sogar deutlich zulegen konnte. Der Schock nach der Frankenstärke, der Kampf um die Bilateralen, öffentliche Finanzen, die ins Rote kippen: Das alles sind Themen die eher auf der Links-Rechts-Achse diskutiert werden. Diese Themen brennen den Leuten offensichtlich mehr unter den Nägeln als der Umweltschutz und eine ökologische Gesellschaft.
Drittens: Einigermassen mit einem blauen Auge ist die BDP davon gekommen. Sie schaffte die 5-Prozent-Hürde, die Verluste liegen in einem vertretbaren Bereich. Sie muss man noch nicht ganz abschreiben. Vorerst jedenfalls. Die CVP konnte ihren Wähleranteil halten.
Viertens: Die SVP hat noch immer Luft nach oben. Auch diesmal legte sie (wenn auch vergleichsweise wenig) zu. Sie abzuschreiben, wäre ein Fehler. Allerdings dürfte sich die Zusammenarbeit unter den Bürgerlichen verändern. Die FDP ist nicht mehr die Gejagte, sie kann wieder auf Augenhöhe mit der SVP verkehren.
Viele werden nun sagen, die Zürcher Wahlen waren auch ein Test für zukünftige Mehrheitsverhältnisse auf Bundesebene. Wenn man es durchrechnet, könnte es im Herbst nach den Wahlen in Bern Überraschungen geben. Seit heute gibt es wohl keine Mehrheit mehr für die Energiewende und für die Wiederwahl von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Im Herbst geht es somit um wichtige Weichenstellungen.