58 Prozent der Schweizer wollen die Energiewende. Mit unmissverständlichem Ja trafen sie einen Entscheid, der noch Generationen nach uns prägen wird. Am 21. Mai 2017 hat sich die Schweiz zu einer Energiepolitik entschlossen, die wegführt von Atomkraftwerken und hin zu sauberen, erneuerbaren Quellen.
Dieses Ja ist aber auch deshalb bemerkenswert, weil Stimmbürger, denen die Folgen einer Entscheidung unklar erscheinen, normalerweise Nein sagen. Und die Abschätzung war diesmal wirklich schwierig: Niemand weiss, wie der Energiemarkt 2050 aussieht. Niemand weiss, was uns die saubere Energie dann kostet.
Die Mehrheit der Stimmbürger aber hat erkannt, dass wir auf Kosten künftiger Generationen leben: Obwohl nachhaltige Technologien längst marktfähig sind, hinterlassen wir ihnen Berge radioaktiver Abfälle, verbrennen wir in rasendem Tempo alles Erdöl dieser Welt.
Für einmal gab es in dieser Frage keinen Unterschied zwischen Volk und Elite, kein Misstrauen gegenüber den Entscheidungsträgern. Der Grund dafür trägt einen Namen: Doris Leuthard. Das Ja ist ihr Sieg.
Kurz nach dem Reaktorunglück in Fukushima 2011 trug ausgerechnet sie, die bisherige AKW-Befürworterin, das Konzept für eine Energiewende in den Bundesrat. Es brauchte Mut, ihre bisherige Position zu überdenken. Und es brauchte Durchhaltevermögen, als politische Freunde plötzlich zu ihren Gegnern wurden. Doch all das verlieh der heutigen Bundespräsidentin Doris Leuthard Glaubwürdigkeit.
Ihr Beispiel zeigt: Wirklich grosse Veränderungen – wie die in der Energiepolitik – kommen oft aus den Reihen derjenigen, die sich lange Zeit gegen genau diese Veränderungen gesträubt haben.