«Satire ist kein Freipass», lautet der erste Satz, den die Schweizer Medienministerin zur Hinrichtung von Journalisten in Paris via Twitter veröffentlicht hat. Erst in einem zweiten und dritten Satz verurteilt Doris Leuthard die Morde von islamistischen Terroristen. Mit Verlaub, Frau Bundesrätin: Im Angesicht dieser infamen Tat darf es nicht einen Hauch von Relativierung geben. Andere Staatsmänner finden da die richtigen Worte.
Die Attacke gegen die Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» ist ein Angriff auf die Werte des Westens: Liberalismus und Individualismus, Demokratie und Pressefreiheit. Satire war von jeher immer auch Ventil, politisches Statement gegen die herrschende Obrigkeit. Die Pressefreiheit ist ein Produkt der Aufklärung, der Säkularisierung, die Religionsfreiheit und vernunftgetriebenes menschliches Handeln begründete. Dass die Mörder im Namen Allahs diese zentrale Säule der westlichen Gesellschaft zerstören wollen, zeigt: Sie zielen auf den Kern unserer abendländischen Zivilisation.
Mindestens zwei der Mörder, heisst es nach bislang unbestätigten Meldungen, seien Franzosen. Geboren in Paris, lebten sie mitten unter uns. Der radikale muslimische Terrorismus hat sich in Europa eingenistet. Und Rechtsradikale im Umfeld der deutschen Anti-Islam-Bewegung Pegida versuchen, aus der feigen Tat politisches Kapital zu schlagen.
Die freie westliche Welt sieht sich einer doppelten Bedrohung gegenüber: radikalen Muslimen innerhalb und ausserhalb Europas, die im Namen Allahs wahllos morden. Und politischen Hitzköpfen im Inneren, die mit der Wahnvorstellung einer angeblichen Islamisierung des Westens die Radikalisierung unserer Gesellschaft vorantreiben wollen. Der Westen muss nun die Freiheit verteidigen gegen innere und äussere Feinde. Und die Muslime in aller Welt müssen die Terroristen in ihren Reihen ausgrenzen. Auch hier ist nun radikaler Widerstand nötig.