Nicht nur die Post, auch die Schweizerischen Bundesbahnen nehmen die Digitalisierung ernst. Landauf, landab werden Billettschalter geschlossen.
Im Spätsommer hatten die SBB angekündigt, auch die sogenannten Drittverkaufsstellen in Läden oder Poststellen dichtzumachen. Viele von ihnen befinden sich in der Ostschweiz, die meisten auf dem Land. Insgesamt sind es 52.
Dagegen regte sich massiver Widerstand. Nun zieht das Parlament die Notbremse. Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats überweist mit 16 zu 4 Stimmen eine Motion an den Bundesrat. Die Politiker tagten unter dem Vorsitz von Natalie Rickli (SVP) – und waren gestern für einmal ausserhalb des Bundeshauses tätig.
Der Bundesrat soll die SBB verpflichten, zumindest bis 2020 auf die Schliessungen zu verzichten. Diese sollten laut Plan bereits per 1. Januar 2018 vollzogen werden, schreibt die Kommission. Gemäss BLICK-Informationen votierten nur die FDP-Vertreter gegen den Vorstoss. Selbst SP und SVP waren sich für einmal einig.
Durch das klare Verdikt wächst der Druck auf die SBB. Auf Anfrage heisst es bei der Medienstelle bloss: Kein Kommentar. Man wolle sich nicht zu politischen Prozessen äussern.
Handy löst den Schalter ab
Gemäss Verkehrskommission begründen die SBB die Schalterschliessungen damit, dass immer mehr Menschen ihr Ticket online kaufen. Das sei richtig, finden auch die Politiker. Doch der Zeitpunkt zur Schliessung sei «absolut verfrüht». Gerade ältere Kunden schätzten den zwischenmenschlichen Kontakt und seien teilweise mit den neuen technischen Möglichkeiten überfordert.
Damit stellt sich die Kommission auf die Linie des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS). Dieser verlangt einen Schliessungs-Stopp per Petition. Diese wurde rund 30'000-mal unterschrieben und soll morgen in Bern den SBB-Chefs übergeben werden.