Dass nicht alle Bundes-Parlamentarier mit dem offiziellen Dreierticket der SVP einverstanden sind, ist bekannt. In den heutigen Sonntagszeitungen geht der Reigen der möglichen Sprengkandidaten so richtig los. Neue Namen und unterschiedliche Strategien werden genannt – doch ein eigentlicher Favorit kristallisiert sich nicht heraus. Noch nicht.
James-Bond-inspiriert nennt die «SonntagsZeitung» die Suche nach dem SVP-Spielverderber die «Operation vierter Mann». Eine «Parlamentariergruppe» favorisiere im Moment den Schaffhauser SVP-Nationalrat Thomas Hurter. Von ihm glauben die Strippenzieher, dass er dem Druck seiner Partei, eine Wahl abzulehnen, widerstehen könnte.
Als Alternative wird Ständerat Hannes Germann genannt. Für den zweiten Schaffhauser spräche, dass er als Ständerat wohl einen Grossteil der kleinen Kammer hinter sich hätte und so auf Anhieb mit 30 bis 40 Stimmen starten könnte. Beide SVP-ler wurden zwar von ihrer Partei als bundesratswürdig befunden, aber schliesslich nicht nominiert, weil sie als zu wenig linientreu galten.
Schaffhauserin, SVP-Regierungsrätin, Oberst a. D.
Auch in der «NZZ am Sonntag» ist Ständerat Germann ein Thema: Die SP liebäugelt immer noch mit der Wahl des Schaffhauser SVP-Ständerats Hannes Germann: «Wenn Germann antritt, ist er gewählt», sagt ein SP-Kader der Zeitung. Germann hat allerdings schon erklärt, er wolle sich nicht verheizen lassen.
Hier kommt auch eine Frau mit ins Spiel, ebenfalls aus Schaffhausen: SVP-Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel ist ehemalige Managerin und Oberst a.D.. Ihr wird eine grosse Unabhängigkeit von ihrer Partei nachgesagt, was sie für die Linke speziell interessant machen dürfte. In einem Interview von Radio SRF machte Widmer Gysel allerdings klarr, dass sie für eine Wahl nicht zur Verfügung stehe, auch wenn sie die Ausschlussklausel ihrer Partei, die ein Stück weit auch eine Erpressung des eidgenössischen Parlaments sei, nicht gut finde.
Würde der SVP-Regierungsrat die Wahl annehmen?
In bürgerlichen Kreisen hoffe man immer noch auf ein Manöver von SP und Grünen, etwa mit Heinz Brand. Sollten die beiden Linksparteien in den ersten Wahlgängen geschlossen auf den Bündner SVP-Nationalrat setzen, könnte dieser auf rund 70 Stimmen kommen – hierauf dürften auch Vertreter von FDP und CVP in weiteren Wahlgängen auf den Migrationsexperten einschwenken.
Zu guter Letzt weiss auch die «Zentraschweiz am Sonntag» von einem möglichen Sprengkandidaten: Der Zuger Landammann Heinz Tännler würde eine Wahl auch gegen den Willen der Partei annehmen, werde in Poltikreisen kolportiert.
Tännler, der zunächst kandidierte, sich dann aber zurückgezogen hat, will diese Spekulationen nicht kommentieren. Seine Wahlchancen wären allerdings gering, vor allem, weil ihm viele wegen seiner früheren Anstellung als Fifa-Chefjurist nicht trauen. (bih)