Der Weltfussballverband Fifa ist im Bundeshaus immer wieder ein Thema – vor allem Fragen rund um die Besteuerung der in Zürich ansässigen Organisation sorgen für rote Köpfe.
Nun erhält Präsident Gianni Infantino aber zu einem ganz anderen Thema dicke Post aus Bern: dem Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina.
In der israelischen Meisterschaft spielen sechs Vereine, die im Westjordanland in besetzten Gebieten beheimatet sind. Die betreffenden Klubs spielen in eher tieferen Ligen, sorgen aber seit geraumer Zeit für Diskussionen. Rund drei Dutzend Nationalräte fordern nun von der Fifa, die Mannschaften von den Wettbewerben auszuschliessen.
Support von SP, Grünen, CVP und FDP
Verfasst hat den Brief SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Der Grossteil seiner mehrerer Duzend Supporter sind Parlamentarier der Grünen und der Sozialdemokraten, doch auch Bürgerliche wie FDP-Nationalrätin Christa Markwalder oder CVP-Vertreterin Barbara Schmid-Federer unterstützen den Aufruf.
Sie weisen die Fifa auf deren Statuten hin, nach denen kein Klub auf dem Gebiet eines anderen Verbandes ohne dessen Zustimmung und der Genehmigung der Fifa spielen darf. In diesem Fall gehe es um den palästinensischen Fussballverband.
«Gerade vom Schweizer Infantino …»
Ausserdem hätten die Uno und auch die Schweiz bezüglich der Siedlungen eine klare Haltung. Tatsächlich schreibt das Aussendepartement von Bundesrat Didier Burkhalter zum Konflikt: «Die Schweiz ist der Ansicht, dass die israelischen Siedlungen gegen das humanitäre Völkerrecht verstossen und zudem ein grosses Hindernis für den Frieden und für die Umsetzung einer Zweistaatenlösung darstellen.»
Die Fifa müsse das internationale Recht respektieren und auch in dieser Frage Fairplay walten lassen, heisst es im Brief, der BLICK vorliegt. Wermuth fügt an: «Gerade vom Schweizer Infantino erwarten wir, dass er diese Haltung ohne Wenn und Aber vertritt.»
Druck kommt auch aus verschiedenen EU-Ländern: Mehr als 60 Abgeordnete des Europaparlaments haben die Fifa in einem Brief aufgefordert, verschiedene Siedler-Klubs von allen Fifa-Wettbewerben und aus dem israelischen Fussballverband auszuschliessen.
SVP-Nationalrat: «Das ist widerwärtig»
Ganz anders sieht es SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal. Der Berner ist Präsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Israel und sagt: «Es darf nicht sein, dass Kinder und Jugendliche den Preis dafür zahlen müssen, dass die Politiker in vielen Staaten dermassen israelfeindlich eingestellt sind.»
Es sei «widerwärtig», dass Schweizer Politiker «selbst durch den Sport versuchen, Israel zu bedrängen». Man solle den jungen Leuten gefälligst ihr Hobby nicht verbieten.
Der Weltfussballverband hat zu einer verstärkten Einhaltung der Menschenrechte einen unabhängigen Beratungsausschuss gebildet, es existiert gar eine Kontrollkommission Israel/Palästina. In den nächsten Wochen sollen in der Frage Entscheide gefällt werden.
Die Fifa bestätigt auf Anfrage von BLICK den Eingang des Briefes. Diesen werde man rechtzeitig beantworten. Inhaltlich schreibt die Organisation, dass sich die Kontrollkommission am Mittwoch in Zürich getroffen habe. Dabei seien auch die Präsidenten der beiden Verbände sowie Vertreter der Uefa und des asiatischen Fussballverbandes präsent gewesen.
Tokyo Sexwale, Vorsitzender der Kommission, habe Empfehlungen abgegeben. Alle Vertreter würden sich vor dem Fifa-Kongress im Mai, der in Bahrain stattfindet, wieder bei diesem melden.
Rund 550 000 Menschen leben im Westjordanland und in Ost-Jerusalem. 1967 hat
Israel das Westjordanland im Sechstagekrieg erobert und kontrolliert es seither. Aus Sicht der EU gilt die israelische Siedlungspolitik als Haupthindernis auf dem Weg zu Frieden im Israel-Palästina-Konflikt. Das EDA bekräftigte im Januar 2017 die Schweizer Position, dass «israelische Siedlungen im besetzten palästinensischen Gebiet einschliesslich Ost--Jerusalem gemäss humanitärem Völkerrecht illegal sind».
Rund 550 000 Menschen leben im Westjordanland und in Ost-Jerusalem. 1967 hat
Israel das Westjordanland im Sechstagekrieg erobert und kontrolliert es seither. Aus Sicht der EU gilt die israelische Siedlungspolitik als Haupthindernis auf dem Weg zu Frieden im Israel-Palästina-Konflikt. Das EDA bekräftigte im Januar 2017 die Schweizer Position, dass «israelische Siedlungen im besetzten palästinensischen Gebiet einschliesslich Ost--Jerusalem gemäss humanitärem Völkerrecht illegal sind».