Sigmar Gabriel (56), deutscher Wirtschaftsminister und Vizekanzler, ist ein Mann der deutlichen Worte. Und der eindeutigen Gesten. Vergangenen Freitag trat der Sozialdemokrat im Bundesland Niedersachsen auf. Dabei wurde er von rechten Demonstranten wüst angepöbelt: «Volksverräter» schrie die vermummte Truppe. Gabriel grinste erst zurück – und zeigte den Rechten dann den Stinkefinger.
Ein Video des Vorfalls tauchte heute Dienstag in den sozialen Medien auf. Rechtsextreme hatten es auf Facebook gepostet.
Gabriel ist sich die Anfeindungen von ganz rechts gewohnt. Und er scheut sich nicht, klar Stellung zu beziehen. Als im vergangenen Sommer die Asylpolitik der Regierung Merkel immer heftiger kritisiert wurde und es gar zu Ausschreitungen und Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte kam, beschimpfte der SPD-Chef die Anführer der Krawall-Demonstranten als «Pack». Demonstranten der rechten Pegida wiederum wünschten ihn öffentlich an den Galgen.
Doch die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und der deutschen Geschichte haben für Gabriel auch eine ganz persönliche Ebene: Sein Vater blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2012 ein überzeugter Nazi – versöhnt haben sich die beiden nie. 2013 machte Gabriel seine belastende Familiengeschichte öffentlich. Die dumpfen Pöbler versuchten am Freitag, ihn auch damit zu provozieren. «Dein Vater hat sein Land geliebt, du zerstörst es», rief einer. Gabriel liess sich nicht aus der Ruhe bringen. Und findet durchaus Zuspruch für seine Reaktion.
Doch zeigt der Auftritt der Vermummten eben auch, wie stark die Debatte um die Zuwanderung in Deutschland bereits vergiftet ist.
Was Schweizer Politiker zu Gabriels Stinkefinger sagen, lesen Sie in der Diashow.