Briten-Premier nervt am EU-Gipfel
Cameron auf dem Ego-Trip

Cameron will die Briten über einen Verbleib in der EU abstimmen lassen. Über Grossbritanniens Mitgliedschaft ging es dem britischen Premier auch am EU-Gipfel, ganz zum Ärger seiner Kollegen.
Publiziert: 23.05.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:40 Uhr
Stiehlt ihnen die Show: David Cameron (M.) mit Gipfelteilnehmern. Vorne: EU-Ratspräsident Donald Tusk.
Foto: AP
Von Georg Nopper

Der britische Premier David Cameron (48) führt sich seit seiner Wiederwahl wie ein König auf. Das kriegen auch seine EU-Kollegen zu spüren: Zum Gipfel im lettischen Riga kam Cameron zu spät, dann wollte er den anderen Teilnehmern auch noch die Agenda diktieren. Eigentlich hätte das Treffen im Zeichen der Ukraine-Krise und des Verhältnisses zu Osteuropa stehen sollen. Doch Cameron hatte bereits im Vorfeld angekündigt, er werde mit seinen Kollegen Gespräche «über die Reform der EU und die Neuverhandlung der Beziehungen des Vereinigten Königreichs mit ihr» beginnen. Sein Ziel dabei sei «ein besserer Deal» für Grossbritannien.

Gipfelteilnehmer reagierten angesäuert. «Das ist kein Treffen, das Grossbritanniens Mitgliedschaft betrifft», sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (69). Der Prä­sident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (59), stellte fest: «Debatten mit David Cameron sind immer sehr schwierig.»

Cameron will die Briten über einen Verbleib in der EU abstimmen lassen. Vielleicht schon im kommenden Jahr, spätestens jedoch 2017. Das war sein Versprechen vor den Wahlen. Er wolle unter der Bedingung für den Verbleib werben, dass es zu ausreichenden Reformen komme. «Ich schliesse aber auch nichts aus – und ich meine genau das, was ich sage», drohte Cameron gestern am Gipfel.

Der Briten-Premier führte Gespräche mit EU-Ratspräsident Donald Tusk (58), Kollegen aus Schweden, Polen, Ungarn und Lettland. Dabei sei ihm keine «Welle der Liebe» entgegengeschlagen, musste Cameron danach feststellen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?