Brisante Todesanzeige von P-26-Mitglied
«Franz'» Kameraden rechnen mit Kaspar Villiger ab

Hans-Rudolf Strasser, Mitglied der Geheimorganisation P- 26, ist tot. In der Todesanzeige rechnen seine Freunde mit Alt-Bundesrat Kaspar Villiger ab, seinem langjährigen Chef.
Publiziert: 12.07.2016 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:40 Uhr
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Hans-Rudolf Strasser gehörte unter dem Decknamen «Franz» zum Stab der Geheimorganisation P-26. Er ist im Juni verstorben.
Foto: Keystone/KARL-HEINZ HUG

So eine Todesanzeige gibt es selten: Sie ist lang und hat es, abgesehen vom Nachruf auf den Verstorbenen, in sich. Doch der Verstorbene, Hans-Rudolf Strasser, war ein Mann mit vielen Geheimnissen: Bis 1990 arbeitete er als Pressechef des damaligen Militärdepartements EMD.

Das war jedoch nur seine öffentlich bekannte Funktion. Daneben gehörte Strasser der Geheimarmee P-26 an, deren Aufgabe es war, im Falle einer militärischen Besetzung der Schweiz Widerstand zu leisten. Dort bildete Strasser unter dem Decknamen «Franz» die anderen Mitglieder in Propaganda und psychologischer Kampfführung aus.

1990 enttarnt

Lange wusste niemand von der P-26 und Strassers Nebenjob. Erst als nach dem Fall des Ostblocks die Fichen-Affäre aufflog, wurde die P-26 zum Thema und Strasser «enttarnt», wie seine langjährigen Weggefährten in der Todesanzeige schreiben, die gestern in verschiedenen Schweizer Zeitungen erschienen ist. Er sei am 11. Dezember 1990 «verraten» und durch das Schweizer Radio «enttarnt» worden, heisst es darin. Sie greifen frontal auch Alt-Bundesrat Kaspar Villiger an: «Sein Departementschef, der ohnehin durch die Fichenpsychose im Parlament restlos entnervte Bundesrat Kaspar Villiger, jagte ihn unverzüglich aus dem Amt, verzichtete aber, wohl dank politisch schlechtem Gewissen, immerhin darauf, ihn zu entlassen.»

Villiger reagiert versöhnlich

Villiger reagiert milde auf den in seiner Heftigkeit wohl einmaligen Angriff. Sein Verhältnis zu Strasser sei «stets von Respekt geprägt» gewesen, schreibt Villiger in einer Stellungnahme. Versöhnlich antwortet er auf den Seitenhieb von Strassers Kameraden, die Todesanzeige zeuge «von deren überzeugtem Engagement und von der nachvollziehbaren, bis heute dauernden Verletztheit».

Der 1936 geborene Strasser ist, wie erst gestern bekannt wurde, am 23. Juni in einem Stadtberner Spital verstorben. (sf)

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