Schweizer Fussballfans dürfen auf den Rängen normalerweise trinken, so viel sie wollen. Ob in der AFG Arena St. Gallen, in der Swissporarena Luzern oder im Zürcher Letzigrund – der wichtigste Kampfruf eingefleischter Fans lautet: «Bier her!»
Cervelat und Bratwurst soll es in den Stadien weiterhin geben. Beim Bier aber werden sich die Fans umgewöhnen müssen. Die Konferenz der schweizerischen Polizei- und Sicherheitsdirektoren (KKJPD) will den Alkoholkonsum bei Fussball- und Eishockeyspielen beschränken. Nur noch Biere mit maximal drei Prozent Alkohol, also Light-Produkte, will sie künftig zulassen.
Bei Hochrisiko-Spielen soll Alkohol sogar komplett verboten werden. Wer etwa das Derby FCZ gegen Grasshoppers oder den Klassiker FC Basel gegen FC Zürich mitverfolgen will, muss ganz auf Alkohol verzichten. Wer das nicht kann oder will, bleibt draussen.
Auf diese Weise wollen die Schweizer Polizeidirektoren Gewaltausbrüche in den Stadien bekämpfen. Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD: «Bei Ausschreitungen im Umfeld von Fussball- und Eishockeyspielen ist häufig auch Alkohol im Spiel.»
Wie die Polizeidirektoren das schweizweite Alkoholverbot in den Stadien um- und durchsetzen wollen, darüber diskutiert der Vorstand der KKJPD bei seiner Sitzung am Montag. Grundlage ist das neue Konkordat gegen Gewalt an öffentlichen Sportanlässen, das eine Bewilligungspflicht für Spiele vorsieht. Künftig wollen die Polizeidirektoren Bewilligungen für Fussball- und Eishockeyspiele an den ausschliesslichen Ausschank von Light-Bier koppeln – oder eben an ein totales Alkoholverbot.
«Viele Randalierer kommen schon betrunken zum Spiel»
Die Neuregelung gilt in Polizeikreisen als beschlossene Sache. Definitiv entscheiden wird aber erst die Hauptversammlung der KKJPD im November.
Bis heute gibt es in Schweizer Stadien keine einheitliche Regelung des Alkoholverzehrs. Im Zürcher Letzigrund-Stadion gilt schon heute ein Alkoholverbot bei Länder- und Hochrisiko-Spielen. Im Gästesektor des Berner Stade de Suisse ist bei Spielen der Raiffeisen Super League nur Leichtbier gestattet. Die übrigen Matchbesucher dürfen auch stärkeres Bier bechern (siehe Box).
Die Vereinheitlichungspläne der Polizeidirekoren stossen auch auf Kritik. Dass wegen ein paar Dutzend gewaltbereiter Chaoten das Fussballvolk mit kollektivem Bierverbot bestraft wird, halten Sicherheitsverantwortliche für fragwürdig. Der Sicherheitschef des Zürcher Letzigrunds, Peter Landolt, ist überzeugt, man treffe damit die Falschen: Fans, die sich korrekt verhalten, Tausende von Bratwürsten vertilgen – und sich dazu ein Bier genehmigen. Auch René Baumann, Leiter Kommunikation der Swissporarena in Luzern, kann den neuen Vorschriften nichts Positives abgewinnen. «Bier gehört zum Fussball wie eine gute Wurst.»
Laut Patrik Wolf, stellvertretender Direktor des Sicherheitsunternehmens Protectas SA in Zürich, gibt es zwar einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewaltausbrüchen. Dennoch hält er nichts vom generellen Alkoholverbot: «Das ist nicht richtig – und nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Viele Randalierer kommen schon betrunken zum Spiel. Da nützen zusätzliche Verbote im Stadion auch nichts mehr.»
Wenig Begeisterung herrscht bei den Sponsoren. Carmen Wyss, Sprecherin von Heineken Schweiz, wozu auch die Biermarke Eichhof gehört, Sponsor des FC Luzern und des EV Zug: «Wir sind gegen neue Verbote. Es gibt genug Vorschriften und Gesetze. Diese müssen jedoch konsequent umgesetzt werden.» Allerdings: Sobald die neue Regelung in Kraft trete, sei das Unternehmen «auch mit dem nötigen Angebot von Leichtbier parat, falls dies notwendig wäre».
Wer allen Verboten ausweichen will, für den gibt es nur eine Möglichkeit: es in die VIP-Lounge zu schaffen. Dort gibts auch künftig Bier, Wein und Cüpli à discrétion.
AFG Arena, St. Gallen: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Letzigrund, Zürich: Freier Bierausschank.
Alkoholverbot bei Länder- und Hochrisiko-Spielen. Freier Alkoholkonsum im VIP-Bereich. Swissporarena, Luzern: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Alkoholverbot bei Spielen der Euro League. St. Jakob-Park, Basel: Leichtbier bei Spielen der Raiffeisen Super League. Alkoholverbot bei Länder- und Euro-League-Spielen. Freier Alkoholkonsum in der VIP-Lounge.
Stade de Suisse, Bern: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Im Gästesektor nur Leichtbier. In den Restaurants Eleven und Walter freier Alkoholkonsum.
AFG Arena, St. Gallen: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Letzigrund, Zürich: Freier Bierausschank.
Alkoholverbot bei Länder- und Hochrisiko-Spielen. Freier Alkoholkonsum im VIP-Bereich. Swissporarena, Luzern: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Alkoholverbot bei Spielen der Euro League. St. Jakob-Park, Basel: Leichtbier bei Spielen der Raiffeisen Super League. Alkoholverbot bei Länder- und Euro-League-Spielen. Freier Alkoholkonsum in der VIP-Lounge.
Stade de Suisse, Bern: Freier Bierkonsum bei Spielen der Raiffeisen Super League. Im Gästesektor nur Leichtbier. In den Restaurants Eleven und Walter freier Alkoholkonsum.