Auch die Bau-Branche mischt mit
Die Millionenschlacht um den Gotthard

Die Befürworter einer zweiten Röhre werfen viel Geld auf, um das Volk von einem Ja zu überzeugen. Doch woher kommt dieses Geld?
Publiziert: 20.02.2016 um 08:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 02:27 Uhr
Christof Vuille
Die Einfahrt zum Gotthardtunnel.
Foto: KEY

Die Gegner einer zweiten Röhre holen auf, jetzt wird der Kampf um den Gotthard spannend! Beide Lager investieren viel Geld, vor allem die Befürworter. Sie spannen Prominente vor den Karren, klotzen mit Zeitungsinseraten und kleistern Plakate an die Wände. Klar ist: Es sind Millionen im Spiel. Doch woher kommen sie? Das offensichtlichste Interesse an einem Ja haben Firmen, die auf Aufträge schielen. Der Bauriese Implenia etwa war am Bau des Neat-Basistunnels massgeblich beteiligt.

Auf Anfrage will sich die Firma «wie üblich» nicht politisch äussern. Man sei auch finanziell nicht an der Pro-Kampagne beteiligt. Konkurrent Marti will gar keinen Kommentar abgeben. Doch Geld von der Baulobby fliesst auf anderen Kanälen: Infra Suisse, die Branchenorganisation der im Infrastrukturbau tätigen Unternehmen, hat das Portemonnaie geöffnet, bestätigt Geschäftsführer Matthias Forster: «Der Bau der zweiten Gotthardröhre ist für uns ein wichtiges Anliegen.» Mitglied bei Infra Suisse sind Firmen wie Frutiger und Sika, auch die Tunnelbau-Abteilungen von Marti, Implenia oder Strabag sind an Bord. Die Mitglieder finanzieren die Organisation zu einem grossen Teil. Um wie viel Bares geht es? «Über die Höhe des gesprochenen Betrags haben wir Stillschweigen vereinbart», so Forster. Und fügt an: «Grundsätzlich halten wir uns eher im Hintergrund.» Der Gewerbeverband, der die Kampagne anführt, schweigt eisern, welche Verbände sich wie stark engagieren. Im Komitee sind etwa TCS, ACS und Economiesuisse.

Die Gegner beklagen die ungleich langen Spiesse. VCS-Co-Geschäftsführerin Caroline Beglinger beziffert ihre Mittel auf 1,5 Millionen Franken. Die Befürworter hätten dagegen ein Budget von «gegen zehn Millionen Franken» zur Verfügung. Diese Zahl weist Bernhard Salzmann vom Gewerbeverband als «absurd» zurück, will aber nicht einmal eine Grössenordnung offenlegen. Der Grosskampf um den Gotthard ist auch der Wissenschaft aufgefallen. Laurent Bernhard, Politologe an der Universität Zürich, spricht von einer «Millionenschlacht» und sagt: «Die Pro-Seite hat mehr Mittel zur Verfügung, doch auch die Gegner um die Umweltschutzverbände sind nicht arm.» Das Budget der Befürworter schätzt er auf fünf Millionen Franken. Besonders auffällig sei, dass die «finanziellen Interessen extrem konzentriert sind». VCS-Chefin Beglinger ist überzeugt, dass die Gegenseite von Beiträgen der Industrie lebt: «Dass hier Baufirmen zahlen, die nachher von Aufträgen für den Tunnelbau profitieren, ist eine Schweinerei.»

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