BLICK: Neben der Nutzungsverlängerung der F/A-18-Jets ist die Beschaffung von Sturmgewehr- und anderer Munition für 225 Millionen Franken der wichtigste Posten im neuen Rüstungsprogramm. Herr Armeechef, warum brauchen wir so viel Munition?
Philippe Rebord: Erstens hat man in den letzten Jahren von der Substanz gelebt. Da die Ausbildungskredite gekürzt wurden, hat man mehr Munition aus den Vorräten verbraucht. Zweitens braucht auch die geplante Mobilmachung von 35'000 Mann innert zehn Tagen mehr Munition. Wir wissen ja nicht, wie die verschiedenen Truppen dannzumal bei einem Einsatz eingesetzt werden.
In den Armee-Unterlagen steht, man könne im Ernstfall den Auftrag mit dem heutigen Munitionsbestand nur wenige Tage erfüllen. Wie lange kann die Armee durchhalten, wenn sie die zusätzliche Munition erhält?
Das kann ich nicht sagen, denn die genauen Munitionsvorräte sind geheim.
Sie sagten kürzlich an einer Veranstaltung, dass keine Armee in Europa 35'000 Mann innert zehn Tagen mobilisieren kann. Und auch die Schweiz könne das nicht. Haben Sie sich da zu viel vorgenommen?
Nein. Aber die Weiterentwicklung der Armee ist ein Prozess, der sich ab 2018 über vier Jahre erstreckt. Solange wir nicht voll ausgerüstet sind und wir die Mobilmachung nicht voll eingeübt haben, können wir dies auch nicht. Die Vollleistung werden wir Ende 2021 erreichen.
Und dann haben wir die schnellste Armee in Europa?
An einer Konferenz der europäischen Armeechefs sagten mir kürzlich alle Kollegen, dass sie derzeit nicht 35'000 Mann innert zehn Tagen aufbieten könnten. Wir sind eine Armee, die sehr rasch und flexibel zum Einsatz kommen kann. Die abgestufte Bereitschaft existiert bereits: Erst werden die Profis eingesetzt, dann die Durchdiener und dann die WK-Formationen. Dazu sollen künftig innert drei Tagen 8000 Milizsoldaten einsetzbar sein.
Ausländische Armeechefs staunen über Ihr Ziel. Wie wollen Sie es erreichen?
Der Knackpunkt ist die Voll-Ausrüstung. Es nützt der Armee nichts, wenn 35'000 Mann bereitstehen, die aber nicht genügend Material haben.
Mobilisieren ist also einfacher als ausrüsten?
Es braucht beides. Es ist auch eine Herausforderung, denn die jungen Kompaniekommandanten haben keine Ahnung vom Begriff Mobilmachung. Wir müssen die Leute nun ausbilden.
Welche Mobilmachungszeit hatten Sie persönlich früher?
Ich habe es bis und mit Stufe Regiment erlebt. Aber ich habe die alten Reglemente nicht mehr präsent.