Es seien gerade die jungen Piloten, die enorm unter Stress stehen. Und gerade die, die bei kleinen Fluglinien arbeiten. Sie litten unter schlechten Arbeitsbedingungen. Häufig seien dort auch die Auswahlkriterien nicht so hoch wie bei Lufthansa. Das sagt ein Pilot einer Billigairline anonym gegenüber der Deutschen Zeitung «Die Welt».
Nach dem Germanwings-Unglück rücken nun die Arbeitsbedingungen im Cockpit in den Fokus der Medien. Der Pilot mit dem die Welt sprach, berichtet über gravierende Sicherheitsmängel.
So seien die Auswahlkriterien nicht annähernd so hart, wie bei grossen Fluggesellschaften, weiss der Pilot. Dies sei auch eine direkte Folge von tiefen Löhnen: «Manche dieser Kollegen bekommen so wenig Geld, dass sie auf dem Land wohnen müssen und damit lange Anfahrtswege zum Flughafen haben», so der Pilot. Viele seiner Kollegen litten deshalb an Schlafmangel: «Ich kenne niemanden, der nicht schon unbeabsichtigt bei der Arbeit im Cockpit eingeschlafen ist», sagt der Mann.
«Alptraumberuf Pilot»
Der Pilot sagt gegenüber der Welt auch: «Wir haben ein eklatantes Sicherheitsproblem mit unseren Copiloten und dem eisernen Sparzwang, der uns abverlangt wird.» Das Problem sei auch: «Wir sprechen nicht darüber.» Fazit des frustierten Kapitäns: «Eigentlich dürfte man mit uns nicht mehr fliegen. Aber weil niemand etwas sagt, geht der Wahnsinn einfach weiter.»
Auch das Nachrichtenportal «Spiegel Online», kratzt am Image des «Traumberufs» Pilot. Mehrere Piloten berichten dort von Kommunikationsproblemen im Cockpit aufgrund des grossen Autoritätsgefälles: «Ich werde auf jedem zehnten Flug wie Dreck behandelt», sagt ein Pilot. Die mangelnde Zusammenarbeit im Cockpit führe schliesslich auch zu tödlichen Fehlern. Spiegel-Online listet mehrere Unfälle auf, die auf dieses Problem zurückzuführen sind. (pin)