Migration
Wie muslimisch wird Europa?

Die Zahl der Muslime steigt weltweit. Auch in der Schweiz ist die Tendenz klar steigend: Zwischen 1990 und 2010 stieg die Zahl der Muslime von 148'000 auf 433'000.
Publiziert: 30.09.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:30 Uhr
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Musliminnen in Genf. Die Stadt ist international, verhüllte Frauen gehören zum Strassenbild.
Foto: Keystone
Von Guido Felder

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Der grösste Teil der Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Europa sind, stammen aus muslimischen Ländern.

Durch diese Zuwanderung steigt die Anzahl Muslime in Europa. Dazu einige Fakten.

  • An der Hauptschule in Wien (Pflichtschule für 10- bis 14-Jährige) hat es inzwischen mehr Schüler, die sich zum Islam bekennen, als Katholiken.
  • In der zweitgrössten englischen Stadt Birmingham kommen mehr Muslim-Babys auf die Welt als Christen-Babys.
  • In London war im vergangenen Jahr Muhammad der häufigste Bubenname. Auf Platz 10: Mohammed.
  • Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt: «Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört.» Für sie ist klar: Deutschland wird sich verändern.

Die Zahl der Muslime steigt weltweit. Auch in der Schweiz ist die Tendenz klar steigend: Zwischen 1990 und 2010 stieg die Zahl der Muslime von 148'000 auf 433'000.

Das amerikanische Pew Research Center rechnet für Europa bis zum Jahr 2050 mit einem Anteil von rund zehn Prozent Muslimen. Was bedeuten diese Tendenzen? Müssen wir davon ausgehen, dass sie bald Parallelgesellschaften aufbauen und gar den Rechtsstaat unterwandern?

Migrationsexperte Etienne Piguet von der Universität Neuenburg relativiert. Er glaubt nicht an eine Islamisierung Europas. «Trotz der momentan grossen Migration schwächt sich das Wachstum der Anzahl Muslime in mehreren Ländern Europas ab.»

Das gelte besonders für die Schweiz. Laut Piguet liegt der Gipfel der Zuwanderungszahlen bereits hinter uns: «Der Höhepunkt fand ab den 1960er-Jahren bei der Dekolonisation Frankreichs sowie in den 1980er-Jahren statt, als viele Menschen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien einwanderten.»

Der Geografieprofessor beobachtet auch, dass sich bei vielen Muslimen, die nach Europa kommen, der anfänglich starke Glaube verflacht. Und sie bekämen auch weniger Kinder. Piguet: «Schon kurz nach der Ankunft in Europa sinkt die Geburtenrate bei ihnen relativ schnell und geht in der zweiten Generation noch weiter zurück.»

Klagen über muslimische Parallelgesellschaften

London/Stockholm – Nicht alle Migranten halten sich an die europäische Rechtsordnung. In Grossbritannien fällen rund 100 Gerichte unter Muslimen Urteile nach islamischer Rechtsprechung. Diese Parallelgesellschaften bereiten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Sorgen, weil sie unter anderem die Gleichstellung von Frau und Mann gefährden. Selbst im toleranten Schweden gibt es Opposition gegen negative Folgen der Zuwanderung. So berichtet eine Kolumnistin in der Zeitung «Expressen» von Migrantenquartieren, in denen Frauen sich nicht mehr kleiden könnten, wie sie wollten, und in denen sie zu manchen Restaurants keinen Zutritt mehr hätten. Migrationsexperte Etienne Piguet: ­«Einige wenige mit radikalen Tendenzen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.» Es sei darum wichtig, Einwanderung durch aktive Integrationsmassnahmen zu unterstützen. «Jede Migration ist eine Herausforderung», sagt Piguet.

London/Stockholm – Nicht alle Migranten halten sich an die europäische Rechtsordnung. In Grossbritannien fällen rund 100 Gerichte unter Muslimen Urteile nach islamischer Rechtsprechung. Diese Parallelgesellschaften bereiten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Sorgen, weil sie unter anderem die Gleichstellung von Frau und Mann gefährden. Selbst im toleranten Schweden gibt es Opposition gegen negative Folgen der Zuwanderung. So berichtet eine Kolumnistin in der Zeitung «Expressen» von Migrantenquartieren, in denen Frauen sich nicht mehr kleiden könnten, wie sie wollten, und in denen sie zu manchen Restaurants keinen Zutritt mehr hätten. Migrationsexperte Etienne Piguet: ­«Einige wenige mit radikalen Tendenzen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.» Es sei darum wichtig, Einwanderung durch aktive Integrationsmassnahmen zu unterstützen. «Jede Migration ist eine Herausforderung», sagt Piguet.

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