Gibts in Como jetzt Container?
Rowdies plagen Flüchtlinge

Die Spannung am Bahnhof San Giovanni steigt. Autofahrer aus dem Tessin pöbeln, hupen mitten in der Nacht. Das Hilfswerk Firdaus muss den Park räumen. Und die Flüchtlinge sollen an den Friedhof ziehen.
Publiziert: 24.08.2016 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:55 Uhr
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Die Flüchtlingssituation in Como spitzt sich immer weiter zu. Die humanitäre Lage wird in den kommenden Wochen wohl noch prekärer.
Foto: Reuters
Myrte Müller

Es wird zunehmend ungemütlich in Como I. In der Nacht auf Sonntag beobachtet Federico Gilardoni (30) einen regelrechten Psycho-Terror gegen die schlafenden Flüchtlinge.

«Es war etwa 1.30 Uhr. Ich wollte grad zu meinem Fahrzeug auf dem Parkplatz am Bahnhof San Giovanni. Da tauchte ein halbes Dutzend Autos auf», erzählt der Studentensprecher der Insubrischen Universität, «sie kreisten um den Park herz. Sie hupten laufend. Die Fahrer brüllten Beleidigungen aus den Fenstern. Alles, um die Schlafenden im Park zu wecken.« 

Federico Gilardoni lässt der erlebte Angriff keine Ruhe. Er erkundigt sich bei den ehrenamtlichen Helfern im Park. Die bestätigen: Seit einigen Wochen kämen diese Rowdies. Immer nachts. Um herum zu pöbeln. Vor allem am Wochenende. Und: 60 Prozent der Autos haben Tessiner Kennzeichen.

Damit nicht genug: Das Hilfswerk Firdaus von Lisa Bosia Mirra (43) muss seine Suppenküche räumen. Weil angeblich Anwohner den täglichen Transport von warmen Speisen am Park störte, so der vermutete Grund. Jetzt gibts Brot, Wasser und Früchte für die Flüchtlinge von der italienischen Caritas.

Der Rausschmiss sei überraschend gekommen, sagt die Tessiner SP-Abgeordnete , «aber die Erfahrung war toll. Wir haben viele nette Menschen getroffen. Vielen Dank an alle Helfer.» 

Das Gröbste steht noch bevor. Die Stadt Como will Mitte September 300 Flüchtlinge in ein Container-Dorf umsiedeln. Direkt neben dem Friedhof. Wieder nahe den Bahnschienen. Die ersten der 50 Unterkünfte (in jede sollen sechs Flüchtlinge) werden schon kommende Woche aufgestellt. Das brach liegende Areal von 2500 Quadratmeter wird zur Zeit sauber gemacht. 

Das aber könnte neue Flüchtlinge anlocken, warnt unterdessen Ventimiglia. In der «Provincia di Como» erzählen Vertreter der Grenzstadt zu Frankreich: «Seit wir Container aufgestellt haben, hat sich die Zahl der Gestrandeten verdoppelt.» Zur Zeit halten sich an der dortigen Grenze 800 Flüchtlinge auf.

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