Sie erstickte ihre Kinder Alessia (†2) und Nicolas (†5) am Neujahrstag 2015. Danach versuchte sich Natalie K. (†27) aus Flaach ZH selbst das Leben zu nehmen.
Im Gefängnis schrieb die Kindsmörderin ein Buch. Kurze Zeit später brachte sie sich um. Der SonntagsBlick veröffentlichte gestern Teile des Skripts. Natalie K. beschreibt darin ihre Sicht der Dinge. Wie sie sich fühlte, was sie tat und warum sie ihre Kinder tötete.
An die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde, welche die Kinder ins Heim brachte, richtet sie schwere Vorwürfe: «Sie werden mir die Kinder so schnell nicht mehr geben, wenn ich sie überhaupt wieder kriege. Egal, was ich tat, als Beweis vorlegte oder gesagt habe, hat sie nicht interessiert», schreibt sie.
Für Natalie K. war klar: «Wenn ich meine Kinder wieder in das Heim bringe, breche ich mein Wort und ihre Herzen.» Daraus folgerte sie: «Warum ich das getan habe? Aus reiner und verzweifelter Mutterliebe. Ich wollte meine Kinder beschützen vor dieser schrecklichen Zukunft, vor der sie Panik hatten.»
Grosses Geltungsbedürfnis
Das Buch ist ein einmaliger und erschütternder Einblick in das Innere einer Kindsmörderin. Doch wieso schrieb Natalie K. überhaupt ein Buch?
«Es gibt immer wieder Täter, die etwas niederschreiben. Gleich ein Buch zu verfassen, zeugt von sehr grossem Geltungsbedürfnis», sagt der Gerichtspsychiater Thomas Knecht (58) zu BLICK.
Offensichtlich sei es Natalie K. wichtig gewesen, ihre Version der Dinge darzulegen und gut dazustehen. «Der Text zeigt ihren Narzissmus: Sie hat nichts zu der Misere beigetragen. Alle anderen haben Fehler gemacht. Dafür muss man andere belasten und sich selbst reinwaschen.»
Buch zeugt von Intelligenz und Geschick
Psychiater Knecht attestiert Natalie K. eine hohe Intelligenz. «Sie schreibt psychologisch geschickt und setzt ihre Worte wie ein Politiker ein.» Doch sie manipuliere die Leser. Sie appelliere an alle Mütter mit: «Man kann doch seine Kinder nicht enttäuschen.»
Kein Argument der Welt erklärt diese Tat
Aber für Knecht steht fest: «Eine angeblich liebende Mutter, die sagt, dass sie das Kindeswohl über alles stellt, bringt doch nicht ihre zwei Kinder um. Mit keinem Argument der Welt kann man eine solche Tat erklären. Auch ihr war das klar.»
Deshalb habe sich Natalie K. vermutlich das Leben genommen. «Generell bringt man sich dann um, wenn man sich das, was auf einen zukommt, ersparen will.» Das Buch, so Knecht, wäre nicht genug Entlastung für sie gewesen. Der Machtkampf mit den Behörden wäre weitergegangen. «Ihre Version der Geschichte liess sich nicht aufrechterhalten.»