Deutscher Antiquar schlägt bei Schweizern 20 Prozent drauf
«Mich stört eure Gier!»

Beim Antiquar Michael Plietzsch (59) muss man als Schweizer 20 Prozent mehr bezahlen. So protestiert er gegen die Hamsterkäufe der Einkaufstouristen.
Publiziert: 11.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:22 Uhr
Dieser deutsche Antiquar will keine Schweizer Euro-Touristen
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Teurere Preise für Schweizer Kunden:Dieser deutsche Antiquar will keine Schweizer Euro-Touristen
Von Daniel Riedel

Für Martin Flück (72) aus Brienz BE war es ein wunderbares Wochenende. Mit seiner Frau reiste der Rentner ins nahe Freiburg (D). Auf dem Programm: entspanntes Einkaufen, feines Essen, ein gutes Hotel. Doch als der Berner vor einem Antiquariat in der Altstadt einen Zettel bemerkt, ist es mit der guten Laune dahin. Deutsch und deutlich weisen dort ein paar knappe Zeilen auf einen Preiszuschlag für alle Schweizer Staatsbürger hin. Eidgenossen müssen in diesem Laden 20 Prozent mehr zahlen. Ab sofort!

«Ich dachte zuerst an einen Scherz», sagt Martin Flück. «Aber der Aushang liest sich sehr förmlich. Ein Unding.» Der Rentner ist sauer: «So kann man doch mit Nachbarn nicht umgehen. Wir lassen schliesslich gutes Geld in der Stadt.»

Antiquar Michael Plietzsch (59) steht zu seinem Strafzuschlag für Schweizer: «Es geht mir um die Wiederherstellung einer gewissen Preisgerechtigkeit. Mich stört diese Gier! Am Wochenende fallen die Schweizer in die Stadt ein, kaufen auf dem Markt mal eben 15 Alpkäse statt einem. Das sind doch wahre Hamsterkäufe.» Der Einzelhändler hat keine Angst, dass er mit seiner Massnahme Kundschaft vergrault: «Ich führe den Laden seit 15 Jahren und habe auch Stammkundschaft aus der Schweiz. Die stört der Zuschlag überhaupt nicht, die kennen mich.»

Auf Neukunden ist der Antiquar also nicht angewiesen? «Wem meine Massnahme nicht passt, der kann gerne brummelnd weitergehen und sich eine Pizza für fünf Euro gönnen», sagt Plietzsch. Nach der Aufhebung des Mindestkurses bemerkte der Freiburger einen echten Run auf seine seltenen Bücher. Klaglos versandte er die Exemplare. Auch in die Schweiz – mit seinem 20-Prozent-Zuschlag.

Aber wie erkennt der Händler, dass Schweizer im Laden sind? Der Antiquar: «Ich lasse mir nicht extra den Pass zeigen. Da reicht das Gehör, den Dialekt erkennt man eh sofort.»

Doch ist sein Zuschlag überhaupt rechtens? Josianne Walpen von der Stiftung Konsumentenschutz ist verwundert: «So ein Fall ist einmalig. Dahinter kann man eigentlich nur eine neue, befremdende Geschäftstaktik vermuten. Rein rechtlich ist eine Einschätzung schwer. Da es in Freiburg spielt, gilt deutsches Recht.»

Antiquar Plietzsch will bei seinem Zuschlag bleiben. Immerhin: Kursschwankungen werden angepasst. «Sollte sich der Euro gegenüber dem Franken erholen, senke ich den Zuschlag auf zehn, fünfzehn Prozent», sagt der Händler. Schweizer Kunden werden in Zukunft wohl trotzdem einen Bogen um den Laden machen.

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