Zeichen der Offenheit im Nahen Osten
Katholische Arab-Israelin ist erste «Miss Trans Israel»

In Tel Aviv feierten am Freitagabend elf Finalistinnen ihre Transsexualität. Ein Meilenstein für die Community, die in Israel immer wieder Triumphe verbucht.
Publiziert: 28.05.2016 um 12:11 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:32 Uhr
Katholische Arab-Israelin ist erste «Miss Trans Israel»
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Zeichen der Offenheit im Nahen Osten:Katholische Arab-Israelin ist erste «Miss Trans Israel»
Joëlle Weil aus Tel Aviv

«Heute Abend haben wir Geschichte geschrieben», schreit Ta’alin Abu Hanna ins Mikrofon. «Ich danke euch allen und wünsche euch einen friedvollen Sabbat». Seit Freitagabend ist sie die allererste «Miss Transgender Israel». Eine Miss-Wahl, die im Vorfeld international für Erregung gesorgt hat, insbesondere aber im liberalen Tel Aviv, wo die Veranstaltung stattfand.

Elf Finalistinnen präsentierten sich auf der Bühne. Elf Frauen, die als Männer geboren wurden und für die Akzeptanz von Transgender-Frauen und -Männer kämpfen.

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Ta'alin Abu Hana gewinnt den ersten «Miss Trans Israel»-Wettbewerb.
Foto: Getty Images

Der Name der Gewinnerin lässt es erahnen: Die 21-jährige Ta’alin ist arabische Israelin und stammt aus einer christlichen Familie aus Nazareth. Im September wird sie Israel an der internationalen Miss-Transgender-Wahl in Barcelona vertreten. Zudem gewann sie eine Schönheitsoperation in Thailand im Wert von 15'000 Dollar.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein solcher Wettbewerb in Israel einzog. Das Land im Nahen Osten pflegt einen liberalen Umgang mit Homo- und Transsexualität, insbesondere Tel Aviv. Im Gegensatz zu den meisten Städten der Welt, feiert Tel Aviv kein «Pride-Weekend», sondern ab nächster Woche die «Pride-Week». Homosexuelle Paare können in Israel Kinder adoptieren und in einer eingetragenen Partnerschaft leben.

Dana International vertrat Israel bereits zwei Mal am Eurovision Song Contest – und gewann ihn 1998.
Foto: Keystone

Transgenders in der Öffentlichkeit

Israel hat bereits 1998 – trotz Widerstand aus dem eigenen Land – öffentlich seine liberale Haltung gegenüber der LGBT-Szene demonstriert, als die Sängerin Dana International am «Eurovision Song Contest» auftrat. Als erste transsexuelle Kandidatin gewann sie mit ihrem Song «Diva» den Wettbewerb.

Bis heute gilt die Sängerin in Israel und weltweit als Idol und wurde auch an der «Miss Trans Israel»-Wahl als Vorbild gewürdigt: «Ich war 10 Jahre alt, als ich die Zeitung aufschlug, Dana auf der Titelseite sah und wusste: Ich bin nicht allein», erinnerte sich «Miss Trans Israel»-Kandidatin Aylin auf der Bühne.

Im Mai 2015 geriet «Offizier Shachar» in die Schlagzeilen. Er ist der erste transsexuelle Offizier der israelischen Armee. In Israel gilt die Militärpflicht auch für Frauen, und Shachar war bei seinem Dienstantritt eine von ihnen. Während seiner Dienstzeit liess er sich nach und nach zum Mann operieren. Bereits im Jahr 2000 wurde zum ersten Mal bekannt, dass eine transsexuelle Person der israelischen Armee IDF dient.

Aktuell sorgt die 14-jährige Romy Abergel in Israel für Gesprächsstoff. Sie wurde als Junge geboren und ist vielleicht das erste Transgender-Mädchen, das bereits im zarten Alter von 13 Jahren die Erlaubnis des Gesundheitsministeriums erhalten hatte, eine Hormontherapie zu machen. Normalerweise wird eine solche Behandlung in Israel erst ab dem 16. Geburtstag genehmigt.

Alles nur Blendung?

Israel feiert seinen eigenen Liberalismus der LGBT-Szene gegenüber öffentlich. Internationale Stimmen kritisieren den Staat immer wieder, seine Aufgeschlossenheit sei Teil einer Propaganda, welche über humanitäre Probleme hinwegblenden soll.

Die Initiatorin der «Miss Trans Israel»-Wahl Yisraela Stephani Lev ist selbst eine Transgender-Frau und sagt gegenüber der konservativen israelischen Zeitung «JPost»: «Hier gibt es keine Propaganda. Wir leben in Tel Aviv, in Israel, dem einzig vernünftigen Staat in der Region, wo Menschen als Homosexuelle oder Transgender leben können, ohne dass sie jemand vom Dach wirft oder sie hinrichtet. Das ist die Realität hier und keine Gehirnwäsche.»

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