Eine unglückliche Wortwahl des Papstes sorgt in der Flüchtlingsdebatte derzeit für mächtig Zündstoff.
Bei einem Treffen mit französischen Delegierten in seiner Residenz Santa Marta sprach das katholische Kirchenoberhaupt im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise in Europa von einer Invasion durch Araber.
«Wir können heute von einer arabischen Invasion sprechen. Das ist eine soziale Tatsache», wird er heute in der Vatikanzeitung «Osservatore Romano» zitiert.
Ein gefundenes Fressen für alle Rechtspopulisten und Kritiker der Flüchtlingspolitik: Wenig überraschend wurde die Aussage des Papstes kurze Zeit später auf diversen rechtsextremen Portalen zu Propagandazwecken benutzt, unter anderem auf dem Twitter-Account der Partei Alternative für Deutschland (AfD) Magdeburg:
«Das ist skandalös»
Hetze gegen Flüchtlinge im Namen des Papstes – dabei hatte das katholische Kirchenoberhaupt doch alles gar nicht so gemeint.
Der Chefredaktor der katholischen Wochenzeitung «La Vie», Jean-Pierre Denis, zeigte sich empört über die Auffassung, der Papst vertrete möglicherweise rassistische Auffassungen.
«Ich finde es skandalös, dass einige es so darstellen, als hätte der Papst von einem Kampf der Kulturen gesprochen. Die ganze Begegnung sagt eigentlich das Gegenteil», sagte Denis gegenüber «Le Monde».
Denn französischen Medienberichten zufolge gingen die Ausführungen des Pontifex sehr viel weiter, als die Populisten glaubhaft machen wollen.
Demnach fügte Franziskus hinzu, dass er die aktuelle Entwicklung keineswegs negativ sehe und sich aus der besagten «arabischen Invasion» neue Chancen böten.
Papst: «Aus Mutter Europa ist eine Grossmutter geworden»
Europa habe in seiner Geschichte viele Invasionen erlebt, sagte er, aber «es hat immer über sich selbst hinauswachsen, voranschreiten können, um sich dann, bereichert durch den Austausch der Kulturen, wiederzufinden».
Europa dürfe daher nicht in nationale Egoismen zurückfallen. «Es ist nötig, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen, aber nur in dem Bewusstsein, dass man etwas verlieren muss, damit alle gewinnen können.»
Aus der einstigen Mutter Europa sei eine Grossmutter geworden, beklagte Franziskus. Die Geburtenrate in Ländern wie Spanien und Italien tendiere gegen Null. Deswegen müsse der Kontinent wieder stärker auf die Förderung von Familien setzen, um sich zu verjüngen. (gr)