Gestern überschritt der Stimmenvorsprung von Hillary Clinton – denn es wird noch immer ausgezählt – zwei Millionen Stimmen. Sie erhielt nach aktuellem Stand 64’223’958 Stimmen, Donald Trump nur 62’206’395 Stimmen. Da die letzten Stimmen in demokratischen Hochburgen ausstehend sind, dürfte Clinton auf fast 65 Millionen kommen, fast so viel wie Barack Obama 2012.
Bitter für die Demokraten. Erst recht, wenn sie sich vor Augen halten, dass Trump nur siegte dank hauchdünnem Vorsprung in den einst demokratischen Staaten Wisconsin, Pennsylvania und wahrscheinlich Michigan – wo auch noch immer gezählt wird. Die Wahlmänner-Mehrheit würde sie aber auch mit Michigan nicht erhalten.
Es sei denn – Wisconsin und Pennsylvania würden noch einmal wechseln. Und darüber diskutiert man hinter den Demokraten-Kulissen seit Tagen. Letzte Woche machten Vertreter des Zentrums für Computer-Sicherheit und Gesellschaft die Clinton-Kampagne auf etwas aufmerksam: In Wisconsin erhielt Hillary in jenen Distrikten, in denen nur per Computer gewählt wird, 7 Prozent weniger Stimmen als im Rest des Staates.
Wurden etwa die Wahlcomputer gehackt? Soll die Clinton-Kampagne aufgrund dieses Verdachts Einsprache erheben? Die Einsprachefristen laufen ab, in Wisconsin heute, in Michigan am Montag. Aber bis gestern gab es keine Hinweise, dass das Clinton-Team reagieren wird. Das hat viele Gründe.
Erstens könnten die 7 Prozent Differenz auch an den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den Distrikten liegen. Zweitens fürchten die Demokraten die Vorstellung, als schlechte Verlierer und Verschwörungstheoretiker dazustehen – ein Image, das sie auf Jahre verfolgen könnte. Und drittens drängt die Obama-Administration auf eine reibungslose Machtübergabe an Trump.
Egal, ob da etwas in diesen Wahlcomputern gelaufen ist – Clinton und Obama denken bereits an die Geschichte und ihren Platz darin. Die Zeit für Revanche wird kommen, aber nicht jetzt.