Die amerikanischen Vorwahlen sind vorbei, der Wahlkampf ums Wohnrecht im Weissen Haus kann beginnen. Hillary Clinton (68) vertritt die Demokraten, Donald Trump (69) die Republikaner. Einer der beiden New Yorker zieht am 20. Januar nach Washington D.C., wird mächtigste Person der Welt.
Sicher, Trumps Widersacher haben noch Chancen, den Tycoon zu stoppen. Die sind aber minimal. «Wenn ein Boxer den anderen K.O. schlägt, braucht man nicht auf eine Entscheidung zu warten», sagte Trump gestern Nacht. Er gewann fünf der fünf Vorwahlen, holte in Rhode Island, Connecticut, Pennsylvania, Maryland und Delaware jeweils mehr als 50 Prozent der Stimmen.
Der Pakt zwischen Ted Cruz (45) und John Kasich (63) gegen Trump? Er kam viel zu spät und wirkte wohl kontraproduktiv.
Die Welt aber staunt. Wie ist es möglich, dass ein vulgärer Verführer wie Trump so weit kommt, die einst so stolze Partei von Lincoln, Reagan und Eisenhower anführt?
Trump hat, was es braucht, um amerikanischer Präsident zu werden: eine gute Geschichte, die er in wenigen Worten erzählen kann.
Barack Obama war der erste schwarze Präsident. Bill Clinton das Comeback Kid. George W. Bush der geläuterte Alkoholiker.
Trump ist ein Sieger. Weil er sagt, er sei ein Sieger.
Und er ist klug. Der Baulöwe weiss: es gibt ein Amerika ausserhalb von Harvard, Manhattan und dem Silicon Valley. Es gibt Menschen in den USA, die haben drei Jobs, um ihre Familie zu ernähren, die keinen Tesla fahren, die ihre Kinder nicht an die Universität schicken können. Die Angst vor Ausländer haben.
Deren Ängste spricht Trump in einer Sprache an, die sie verstehen. Ihnen vermittelt er das Gefühl, mit ihm im Weissen Haus ebenfalls zu Siegern zu werden.
Trump vermittelt, was vor acht Jahren schon Obama vermittelte: Verheissung.
Und Hillary Clinton? Niemals bewarb sich eine so qualifizierte Person für das Weisse Haus. Ihr Leistungsausweis: Anwältin, Frist Lady, Senatorin, Aussenministerin, Autorin.
Das alles spricht für sie, für die Musterschülerin.
Doch Amerika mag die Überraschung, das Ungewöhnliche, die Sensation, den Underdog, den Überraschungssieger.
Und das spricht für Trump.