Trump will das nukleare Wettrüsten zurückbringen
Wer hat die dickste Atom-Keule?

In den letzten Jahren kam die nukleare Abrüstung nach dem Kalten Krieg ins Stocken. Nun heizt US-Präsident Donald Trump (70) die Diskussion an.
Publiziert: 24.02.2017 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:01 Uhr
Roman Rey

Seit dem Ende der Sowjetunion schrumpft die Zahl der nuklearen Sprengköpfe weltweit Jahr für Jahr. Die Grossmächte USA und Russland, die über 90 Prozent der Atomwaffen besitzen, haben lange abgerüstet. Dieser Prozess ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten, und Trump könnte ihn jetzt beenden.

Der US-Präsident hat angekündigt, das Atomwaffenarsenal der USA ausbauen zu wollen (BLICK berichtete). Das Land müsse zur führenden Atommacht werden, findet Trump. Das Abrüstungsabkommen New Start mit Russland sei ein weiterer schlechter Deal, den sein Vorgänger Barack Obama ausgehandelt habe.

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Abrüstungsabkommen in Gefahr

Ein offenes Wettrüsten wie im Kalten Krieg existiert zwar noch nicht. Doch es gibt gewisse Anzeichen für eine Trendwende. Oliver Thränert (58), Leiter des Zentrums für Sicherheitsstudien der ETH Zürich, sagt zu BLICK: «Russland modernisiert sein Atomwaffenarsenal seit Jahren und hat mit der Stationierung von Marschflugkörpern auch gegen ein bestehendes Abkommen verstossen.» 

Es geht um den Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme, der in den 80er-Jahren zwischen dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und dem früheren sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow ausgehandelt worden war und als eines der wichtigsten Abrüstungsabkommen gilt. Dieses ist nun in Gefahr. Es ist möglich, dass die USA es aufkündigen. 

ETH-Sicherheitsexperte Oliver Thränert.
Foto: Marc Darchinger

Unter Obama begann die Modernisierung

Da die USA nach dem Ende des Kalten Krieges wenig unternommen haben, um Nuklearwaffen auf den neusten Stand zu bringen, bestehe bei der Grossnation «Nachholbedarf», sagt Thränert. Schon unter Präsident Obama hätten die USA mit der technischen Modernisierung der Infrastruktur für Atomwaffen begonnen. Angestossen hatte dies der republikanisch dominierte Kongress.

Russland hat zurzeit mit 7000 nuklearen Sprengköpfen das grösste Arsenal der Welt, es folgen die USA mit 6800 Sprengköpfen, wie Zahlen der Abrüstungsorganisation Arms Control Association zeigen. Der Abrüstungsvertrag sieht vor, dass die Arsenale der beiden Grossmächte bis im Februar 2018 auf dem gleichen Stand stehen. Dabei besteht die Option für eine Verlängerung von fünf Jahren. «Es sieht danach aus, als wollen die USA das Abkommen nicht verlängern», sagt Thränert.

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Wer hat die Nase vorn?

Auch Russland hat in den letzten Jahren nicht geschlafen. Moskau baute den Bestand an strategisch einsetzbaren Sprengköpfen in den letzten Jahren kontinuierlich aus – während die USA in der gleichen Zeit abrüsteten. Das Ziel dahinter ist für Oliver Thränert klar: Das Atomarsenal ist für Wladimir Putin ein Attribut für den Status als Grossmacht. «Zudem bringen die stationierten Waffen regionale taktische Vorteile, sollte es zu einem Krieg etwa im Baltikum kommen», sagt der ETH-Experte.

Wer bei den Grossmächten Russland und USA die Nase vorne hat, lässt sich nicht so einfach festlegen. Die reine Grösse des Arsenals spielt keine wichtige Rolle. Und auch wenn Russland bei der Modernisierung der Waffen früher begonnen hat, heisst dies nicht, dass Moskau gegenüber Washington überlegen ist.

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