Todes-Pilot Andreas Lubitz (†27)
Ein «Freak», ein «Fanat», ein normaler junger Mann

Wer war der Mann, der Flug 4U9525 mit 150 Menschen frontal in eine Felswand steuerte? Co-Pilot Andreas Lubitz sei ein fanatischer Fliegerei-Fan gewesen, sagen seine Bekannten.
Publiziert: 26.03.2015 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:10 Uhr

Germanwings-Co-Pilot Andreas Lubitz (27) sitzt am Dienstag um 10.30 Uhr im Cockpit des Airbus A320. Den Flugkapitän Patrick S. hat er eben ausgeschlossen, als dieser wahrscheinlich schnell auf die Toilette musste. Lubitz programmiert den Autopiloten auf Sinkflug. Zielhöhe: 30 Meter. Ihm ist bewusst, dass die Route in den Alpen in den Tod führen wird. Ihn und die 149 Menschen, die hinter ihm sitzen.

Der junge Mann sass seit Herbst 2013 im Cockpit von Germanwings, hatte 630 Flugstunden hinter sich. Die Federal Aviation Administration (FAA) hatte Andreas Günter Lubitz im Herbst 2013 mit Auszeichnung in ihre Datenbank aufgenommen.

Auf seinem mittlerweile gelöschten Facebook-Profil zeigt sich Lubitz im Abendlicht vor der Golden-Gate-Bridge in San Francisco. Sein Auftritt auf der Social-Media-Seite ist unspektakulär. So wie sich ein junger, flugbegeisterter Mann eben im Internet präsientiert.

Lubitz interessierte sich für Gadgets, für die Fliegerei, mochte deutsche Elektro-Musik von Paul Kalkbrenner oder die Beats von David Guetta. Er hat Technik-Seiten geliked, zum Beispiel zum Airbus A320 oder dem Motorflugzeug Beechcraft Bonanza. Auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst kommt auf seinem Profil vor.

Es gibt Links zu einem Klettergarten, einer Kegelbahn oder einem Koblenzer Nachtclub, er mochte offenbar Facebook-Seiten wie «Wenn Männer alleine sind», auf der lustige Web-Videos von Männern veröffentlicht werden, die mit Kettensägen oder Baggern Blödsinn anstellen – oder die auch einmal einen Furz anzünden.

Eine Nachbarin beschreibt den Co-Piloten aus Montabaur in der «Rhein-Zeitung» als freundlich.  «Sein grosser Traum war es seit jeher, Pilot zu werden. Dieses Ziel hat er mit Nachdruck verfolgt und erreicht.» Mit Laufen habe er sich fit gehalten: «Wie oft haben wir ihn an unserem Haus vorbeijoggen gesehen.»

Dass der junge Mann psychische Probleme hatte, blieb nicht allen verborgen: «Er ist ein Freak, er wollte unbedingt Pilot werden, aber er ist psychisch labil, hatte deshalb auch seine Ausbildung für einige Monate unterbrochen», erzählte ein guter Bekannter der «Neuen Passauer Presse». Nach der Zwangs-Pause hat Lubitz die Prüfung dann aber bestanden.

Lubitz sei «ein richtiger Fanat» berichtet der Informant. «Der hatte sein ganzes Zimmer mit Flugzeugbildern tapeziert, überall war das Lufthansa-Emblem zu sehen. Bilder von alten Maschinen, von neuen, von den grössten Maschinen hingen an der Wand. Und überall waren Flieger-Utensilien zur Schau gestellt, sogar über seinem Bett.»

Seine Mutter soll als Organistin für die evangelische Kirchgemeinde arbeiten, sein Vater soll seinem Job als Glasingenieur in der Schweiz nachgehen.

Ein unspektakuläres Leben. Die Ermittler werden nun jeden Stein umkehren und jedes Detail aus den 27 Jahren seines Lebens zu verstehen versuchen, um die Frage zu beantworten: Was trieb Lubitz zu seiner Wahnsinnstat?

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