Deutsche Medien wie «Focus.de» rätseln derzeit über den Post eines jungen Mädchens. Es forderte gestern via Facebook seine Freunde auf: «Kommt heute um 16 Uhr Meggi am OEZ. Ich spendiere euch was wenn ihr wollt, aber nicht zu teuer.» Mit Meggi meint sie den McDonald’s-Restaurant beim OEZ (Olympia-Einkaufszentrum).
Der Facebook-Account war diversen Usern aufgefallen, weil er sich in verdächtiger Weise auf den Tatort und die Tatzeit des Vorfalls bezieht. Der Account lautet auf den Namen «Selina Akim», wurde am 11. Mai angemeldet. Die Formulierung im Post klingt fast so, als ob möglichst viele Leute mobilisiert werden sollten. Weitere Posts sind auf der Seite nicht einsehbar. In der Selbstbeschreibung steht, dies sei ein neuer Account, weil ein älterer gehackt worden sei. Als Geburtsort gibt der Account Starnberg an, als Wohnort München. Mittlerweile wurde das Konto deaktiviert.
Es wird vermutet, dass der Täter das Fakeprofil selbst eröffnet hat.
Die Polizei bestätigte heute an der Pressekonferenz um 12 Uhr diese Vermutungen. Der Täter habe das Profil «gehackt». Momentan werde die Sache untersucht und abgeklärt.
Wie der «Bayrische Rundfunk» meldet, befinden sich vor allem Jugendliche unter den Opfern: Zwei Mädchen und sechs Jungen und junge Männer im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Das älteste Opfer ist eine Frau im Alter von 45 Jahren.
Der Todesschütze handelte alleine. Bereits gestern Abend um 20.30 Uhr fand die Polizei die Leiche des Mannes, der nach dem Blutbad sich selbst erschossen hatte.
Der Täter ist mittlerweile identifiziert. Am Morgen gab es noch Unstimmigkeiten, ob er Ali oder David zum Vornamen heisst. Am Nachmittag zeigte sich: Er hat zwei Vornamnen und heisst Ali David Sonboly. Das bestätigen auch Recherchen des BLICK-Reporters im Wohnhaus des Attentäters.
Viele Social-Media-User fragte sich erst, warum ein Deutsch-Iraner den jüdischen Namen David trägt. Doch der Name hat sowohl im hebräischen wie auch im persischen seine Bedeutung (Der Geliebte Gottes). Im Iran wird er meistens «Davoud» oder «Davood» geschrieben.
Hier, an der Dachauerstrasse, stürmte die Polizei heute am frühen Morgen die Wohnung des Amoks.
«Er wohnte genau neben mir», sagt ein Nachbar des Attentäters von München zu «Bild». «Ich habe ihn nur ab und zu gesehen und kannte ihn nicht wirklich. Ein Freund von mir war sein Klassenkamerad und sagt, dass er eher ein ruhiger Typ war. Er hat ihn in den Tatvideos erkannt.»
Ein eher ruhiger Typ mit anscheinend kranker Phantasie. Im Bezirk Maxvorstadt hatte er gewohnt, in einer Wohnung zusammen mit seinen Eltern. In der Nähe des Wohnorts war der Attentäter auch zur Schule gegangen.
Der Wohnort befindet sich rund fünf Kilometer vom Tatort im Olympia-Einkaufszentrum entfernt.
Drei Stunden nach den Hinweisen der Nachbarn hat ein Sondereinsatzkommando der Polizei die Wohnung der Familie Sonboly gestürmt. Die Spurensicherung befindet sich noch immer in der Wohnung. Der Vater sei zurzeit im Polizeipräsidium.
Die Familie des Täters kommt aus dem Iran. Er selber wurde vor 18 Jahren in Deutschland geboren. Dies jedenfalls sagte er selber im Video, als er gestern nach seiner Tat aufs Dach eines Parkhauses flüchtete. Ein Anwohner hat ihn gefilmt: «Ich bin Deutscher! Ich bin hier geboren worden, in der Hartz-Vier-Gegend», schreit der Amok im Video. Und weiter: «Ich war in Giesing in Behandlung.» Giesing ist ein Stadtteil von München.
Die Nachbarin des Täters, Frau Dalipi, erzählte am Samstagmorgen BLICK, wie der Polizeieinsatz am morgen früh in ihrem Wohnblock ablief. «Meine Tochter weckte mich in der Nacht auf, weil es die Strasse und das Treppenhaus voll mit Polizisten war. Die Polizei klingelte gegen 3 Uhr früh auch bei uns und nahm sich verschiedene Schlüssel mit, um im Keller nachschauen zu können.»
Der Täter habe sich nie auffällig verhalten. «Ich war regelmässig bei einer Kollegin zum Kaffee, die gleich neben Sonboly wohnte. Wir hörten nie einen Streit.» Sie kenne aber die Familie kaum, sie wisse nur, dass der Täter einen kleinen Bruder habe.
Die Hintergründe der Tat und das Motiv seien noch völlig unklar, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä in der nächtlichen Pressekonferenz.
Die Leiche des jungen Mannes wurde etwa einen Kilometer vom Olympia-Einkaufszentrum entfernt aufgefunden. Der Mann, der zuletzt mehrere Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt gelebt hatte, war bislang noch nicht polizeilich aufgefallen. Weitere Details aus dem Leben des Tatverdächtigen seien noch nicht bekannt.
Ab 11.30 Uhr informiert die Münchner Polizei über die Bluttat. Den Livestream finden Sie hier.