Strassenschlacht in Ostdeutschland
Neonazis und Flüchtlinge gehen aufeinander los

In Bautzen ist es zu einem Ausbruch der Gewalt zwischen Bewohnern einer Asylbewerberunterkunft und einer Gruppe mehrheitlich rechtsgerichteter Einwohner gekommen.
Publiziert: 15.09.2016 um 17:31 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:09 Uhr
1/4
In der Nacht auf heute in der ostdeutschen Stadt Bautzen: die Situation eskaliert.
Foto: AP

Es kriselt. Menschen gehen aufeinander los. Immer wieder kommt es zu Gewaltausbrüchen zwischen verschiedenen Gruppen auf deutschen Strassen. Seit Monaten.

Kurz vor 21 Uhr haben gestern in der Stadt Bautzen mehrere Bürger den Notruf der Polizei angerufen: In der Innenstadt sei eine Schlägerei im Gang.

Als die Polizei wenig später eintraf, fanden die Beamten etwa 80 Frauen und Männer – mehrheitlich aus der rechten Szene – vor, die etwa 20 jungen Asylbewerbern gegenüberstanden.

Zeugen berichteten den Beamten von Schlägereien und Beschimpfungen. Auslöser seien Asylsuchende gewesen. Der Bautzener Polizeichef bestätigte dies heute an einer Pressekonferenz. 

Was genau geschehen war, ist noch nicht restlos geklärt. Die Nachrichtenseite «mopo24.de» schreibt, ein Asylbewerber habe am Dienstagabend einen 32-Jährigen aus der Region mit einer Flasche verletzt. Die Polizei sucht Zeugen.

Beamte mit Flaschen beworfen

Als die Einsatzkräfte die beiden Gruppen gestern Nacht zu trennen versuchten, wurden auch sie angegriffen: «Aus der Gruppe der Asylbewerber wurden die Polizisten mit Flaschen, Holzlatten und anderen Gegenständen beworfen, worauf die Beamten Pfefferspray und den Einsatzmehrzweckstock einsetzten», heisst es in einer Mitteilung.

Als die Flüchtlinge den Platz in der Innenstadt schliesslich verliessen, teilte sich die andere Gruppe auf und jagte die Asylbewerber auf verschiedenen Wegen.

Die jungen Männer verschiedener Nationalitäten flüchteten sich ins Asylbewerberheim. Die Polizisten versuchten, die Lage unter Kontrolle zu halten.

Anfahrt von Ambulanz verhindert

Als ein 18-jähriger Marokkaner wegen Schnittverletzungen mit einer Ambulanz ins Spital hätte gebracht werden sollen, versperrten einige Neonazis dem Fahrzeug die Anfahrt und bewarfen dieses mit Steinen.

Schliesslich musste eine zweite Ambulanz angefordert und mit Polizeischutz zum Asylbewerberheim geleitet werden, damit der Verletzte doch noch in ärztliche Obhut gebracht werden konnte.

Aufgrund der massiven Polizeipräsenz – etwa 100 Beamte waren aufgeboten – löste sich der Mob schliesslich auf. Um 2:30 Uhr konnte der Einsatz beendet werden.

Bautzen war in den vergangenen Monaten wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Im Februar hatten Schaulustige einem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft zugesehen und die Löscharbeiten behindert. Im März war der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch in Bautzen beschimpft und beleidigt worden. Damals hatte er mit Bürgern über die Flüchtlingskrise diskutiert. (noo/sda)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?