In Ankara herrscht Ärger über Wien. «Anstössige Berichte» über die Politik der Türkei sowie eine bewilligte Demo von Kurden in Wien haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Türkei hat ihren Botschafter zurückgeholt, um über die Beziehungen zu Österreich zu beraten.
Auch die Türken in Österreich sind verärgert. Ihr Zorn richtet sich vor allem gegen den Integrations- und Aussenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Die türkische «Neue Bewegung für die Zukunft» (NBZ), die auch politisch aktiv ist, hat dem Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) einen Groll-Brief geschrieben.
Darin hält die NBZ fest, dass seit dem Putschversuch am 15. Juli die Beziehung der beiden Staaten gelitten habe. Zudem habe das Vertrauen jener Menschen, die in Österreich leben aber immer noch mit ihrer Heimat verbunden sind, rapide abgenommen. Die NBZ: «Was wir erleben mussten, war jenseits von jeglicher Empathie und Respekt den Opfern der türkischen Demokratie gegenüber.»
Die NBZ wirft dem Staat Österreich vor, zu wenig gegen die Türkei- und Islamfeindlichkeit zu unternehmen. «Angriffe auf Moslems, insbesondere auf erkennbar muslimische Frauen, haben deutlich zugenommen.» Von den obersten Instanzen würden Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass sogar noch angefacht.
Die Absender fordern von Österreich neue Gesetze. Sonst drohen sie mit Auswanderung. Die NBZ schreibt: «Dutzende Arbeiterinnen und Arbeiter sind bereit, Österreich mitsamt ihren Familien zu verlassen.» Natürlich würden sie nicht einfach so los ziehen, sondern nur, wenn ihnen die Sozialleistungen und Pensionskassengelder ausgehändigt würden.
Der FPÖ kommt das nicht ungelegen. Landesparteiobmann Reinhard Bösch griff diese Ansage umgehend auf. Er sagt auf «vol.at»: «Landeshauptmann Wallner und Aussenminister Kurz sind aufgefordert, das Angebot der türkischen Community ernst zu nehmen» und unverzüglich in Verhandlungen zu treten.
Es müsse Gebot der Stunde sein, «aus den vermeintlich Dutzenden Arbeitnehmern mit türkischem Migrationshintergrund, die liebend gerne unser Land verlassen wollen, Hunderte, österreichweit sogar Tausende zu machen».
Zudem fordert Bösch, die Verleihung der Staatsbürgerschaft restriktiver zu handhaben und jenen Personen die Staatsbürgerschaft zu entziehen, die «unseren Staat und unsere Gesellschaft offensichtlich ablehnen»