So elend leben Flüchtlinge in Europa
Die Schande von Calais

Bei der französischen Hafenstadt Calais warten rund 3000 Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Umständen auf eine Gelegenheit, nach Grossbritannien zu gelangen. Viele von ihnen kommen beim versuchten Grenzübertritt zu Tode.
Publiziert: 29.07.2015 um 21:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:31 Uhr
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Das Flüchtlingslager bei Calais befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie.
Foto: Reuters/Dukas/AFP

In der Region um die nordfranzösische Stadt Calais, wo der Eurotunnel beginnt, sind rund 3000 Flüchtlinge in einem behelfsmässigen Lager gestrandet. Die meisten von ihnen stammen laut Angaben von Anfang Monat aus Äthiopien, Eritrea, dem Sudan, Syrien und Afghanistan.

Zehn Tote seit Anfang Juni

Die Flüchtlinge versuchen, als blinde Passagiere auf Lastwagen und Fähren oder durch den Eurotunnel nach Grossbritannien zu gelangen, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Dabei kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Die verzweifelten Flüchtlinge werden beim Versuch, auf Lastwagen oder Züge aufzuspringen, überfahren. Andere kommen ums Leben, weil sie im Eurotunnel mit Stromleitungen in Berührung kommen.

Als in der Nacht auf heute zwischen 500 und 1000 Flüchtlinge versuchten, in den Schacht unter dem Ärmelkanal zu gelangen, kam es zum zehnten derartigen Todesfall seit Anfang Juni. Unter den Opfern befinden sich laut der französischen Nachrichtenseite «liberation.fr» auch Frauen und Kinder. Ein Baby starb eine Stunde nach seiner Geburt, weil seine Mutter von einem LKW fiel.

Hilfsorganisationen schlagen Alarm

Die Flüchtlinge leben sieben Kilometer von Calais entfernt auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie unter Horror-Bedingungen. Das Lager, das die Menschen «Neuer Dschungel» nennen, besteht aus Zelten und Hütten. Für die etwa 3000 Menschen gibt es nur 30 Wasserstellen und 20 Toiletten.

Verschiedene Hilfsorganisationen beklagen in einem gemeinsamen Aufruf die menschenunwürdigen Lebensbedingungen. «Nicht einmal die Normen der Vereinten Nationen werden respektiert.» Es sei schlimmer als in vielen Kriegs- und Katastrophengebieten. «Sind wir noch in Frankreich?»

Briten verbessern Grenzsicherung

Ein Ende des Wartens ist für die Flüchtlinge nicht in Sicht. Im Gegenteil: Grossbritannien ist entschlossen, so wenige von ihnen wie möglich ins Land zu lassen. Die britische Innenministerin Theresa May stellte gestern nach einem Treffen mit ihrem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve in London sieben Millionen zusätzliche Pfund (10,5 Millionen Franken) für die Grenzsicherung in Aussicht. Zuvor hatte die britische Regierung bereits 22,5 Millionen Franken für Massnahmen am Eurotunnel zugesagt. (noo)

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