Die Situation war brandgefährlich. Am Samstag vor einer Woche gerät Ueli Steck (36) mit seinen Kollegen Simone Moro (45) und Jonathan Griffith (29) am Mount Everest in einen Streit mit einer Gruppe von Sherpas. Im Camp 2 auf 7200 Metern über Meer stehen sich die drei Bergsteiger und Hundert Sherpas gegenüber.
Die Sherpas werfen Steine, schlagen und treten die drei Bergsteiger. Ueli Steck wird an der Lippe verletzt. «Ich hatte Glück, dass ich nur einen Stein abbekam und einen Faustschlag. Ich hatte Angst um mein Leben und das meiner Kollegen», sagt Steck zu Blick.ch.
Rekordhalterin am Mount Everest
Dass die Situation nicht vollends ausartet, ist unter anderem das Verdienst der Amerikanerin Melissa Arnot (29). Sie arbeitet seit sechs Jahren am Mount Everest, keine andere Frau war so oft auf dem Gipfel wie sie. Sie kennt viele der wütenden Sherpas persönlich.
Mutig stellt sich Arnot zwischen die Bergsteiger und die Sherpas.
«Ich dachte, dass sie auf mich keine Steine werfen werden, schon nur weil ich eine Frau bin», sagt Arnot zu ABC News. Um die Situation zu beruhigen habe sie die Hand eines Sherpas gehalten. «Statt mit Worten, wollten sie das Problem mit Gewalt lösen.»
Doch Arnot entspannt die Situation. «Ich wollte nicht die Heldin spielen, aber ich glaube meine Anwesenheit hat einen Teil der Gewalt verhindert», sagt sie ganz bescheiden.
Ueli Steck weiss, wie wertvoll ihr Einschreiten war: «Ich hatte grosses Glück, dass sich Melissa Arnot zwischen uns und die aufgebrachten Sherpas stellte und so den ersten Angriff abwehrte», sagt er in einem Interview mit dem Migros-Magazin.
Steck: «Sie wollten mich als Ersten umbringen»
Darin erzählt Steck auch, wie er sich in seinem Zelt zu verstecken versuchte. Doch die Sherpas umzingelten das Zelt und sagten, er soll herausgeholt werden. «Sie wollten mich als Ersten umbringen.»
Dann riefen die Sherpas nach seinem Kollegen Simone Moro. «Er musste sich auf den Knien für die lauten Worte am Berg entschuldigen und erhielt Fusstritte ins Gesicht», sagt Steck. Nach seiner Entschuldigung habe sich die Situation etwas beruhigt und sie konnten den Berg verlassen. (sas)