Die amerikanische Studentin Amanda Knox (26) hatte offenbar Verbindungen zu einem italienischen Kokain-Ring. Der Staatsanwalt im Mordfall um die Britin Meredith Kercher gab einer Zeitung mehrere Namen, die im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Knox aufgetaucht waren. Bei den Personen soll es sich um Drogenhändler handeln.
Staatsanwalt Luciano Giuliano hofft nun, eine Auslieferung von Knox nach Italien zu erreichen.
Verdächtige Telefonate
Die Kokain-Dealer flogen auf, als die Ermittler im Mordfall Kercher das Handy von Knox untersuchten. Die Polizei sei damals auf einen Kontakt gestossen, mit dem die Amerikanerin vor und nach dem Mord an Kercher mehrmals telefoniert habe.
Die italienische Zeitung «Giallo» zitiert aus der entsprechenden Akte vom 19. Januar 2008: «Im Verlauf der Ermittlungen konnten wir im Fall Meredith Kercher bestätigen, dass eine Person mit der Initiale 'F' Amanda Knox gelegentlich mit Drogen versorgte und mit ihr ein Verhältnis, angeblich sexueller Natur, unterhielt.»
Bei «F» handle es sich um einen Psychologiestudenten aus Rom. Knox habe ihn im Zug von Mailand nach Florenz kennengelernt und einen Joint mit ihm geraucht.
«F» sei in Perugia zusammen mit zwei Freunden wegen Kokain-Handels vor Gericht gestanden, wie «Giallo» berichtet. «F» habe zudem häufig zu einem Mann Kontakt gehabt, der ein Jahr vor dem Mord an Kercher wegen eines Streits um Drogen 16 Mal auf seinen eigenen Bruder eingestochen hatte.
Zwar nannte die Polizei den Mann im Fall Kercher nie als Verdächtigen. Doch Drogen spielten im Prozess gegen Knox stets eine wesentliche Rolle.
«Ich werde niemals freiwillig zurückkehren»
Weiss «F», was sich in der verhängnisvollen Herbstnacht 2007 ereignet hatte, nach der die britische Studentin Kercher halbnackt und mit aufgeschlitzter Kehle aufgefunden wurde?
Kerchers Mitbewohnerin Knox und ihr Ex-Freund wurden ursprünglich wegen Mordes zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. In einem Berufungsprozess erzielten die beiden schliesslich einen Freispruch. Knox reiste daraufhin zurück in ihre Heimatstadt Seattle. Der Prozess wurde schliesslich Ende letzten Jahres erneut aufgerollt. Das zuständige Gericht in Italien machte den Freispruch im Januar rückgängig.
Für Knox ist daher klar: «Ich werde niemals freiwillig zurückkehren.» (noo)