Rhetorikexperte zum Gefühlsausbruch des Präsidenten
Sind Obamas Tränen echt?

Da waren keine Zwiebeln im Spiel: Barack Obamas Tränen waren echt, meint Medienrhetorik-Experte Marcus Knill.
Publiziert: 06.01.2016 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:53 Uhr

Bestimmt und auf seine gewohnte Art energisch, kündigte US-Präsident Barack Obama gestern ein strengeres Regelwerk für den Waffenbesitz an. Nach einer gespannten Pause kamen ihm dabei die Tränen. Fake oder echt? Das fragte sich nach dieser Rede so mancher. Der Zürcher Medienrhetoriker Marcus Knill hat eine Antwort: «Diese Emotionen sind echt.»

Obamas Tränen sind echt.
Foto: AP

Knill hat das Video von Obamas Rede genau analysiert. Mit Namen und weiteren Details zählt der Präsident zu Beginn seiner Rede vergangene Dramen durch Waffengewalt in den USA auf. «Damit weckt er Erinnerungen. Der Nährboden für grosse Emotionen», sagt Knill. Diese scheinen nicht nur die Zuhörer, sondern auch Obama selbst zu übermannen.

«Da waren keine Zwiebeln im Spiel», glaubt der Medienrhetorik-Experte. Ein zentraler Hinweis dafür sei Obamas nervöser Lidschlag bei seiner ersten Redepause. «Diesen kann er nicht steuern, er erfolgt über das vegetative Nervensystem», sagt Knill. Auch seine gefalteten Hände würden diesen Vorgang unterstreichen. «Er hält inne, äusserlich wie auch innerlich.»

Ganz offensichtlich wird es gemäss Knill bei Obamas zweiter, fast unerträglichen Pause. Seine Muskelzuckungen im Kieferbereich seien dabei klar ein Hinweis auf ehrliche Emotionen. «Da kann er sich kaum noch halten.» Das ist für Knill der Schlüsselmoment. So etwas könne man nicht faken.

Klar würde bei einem Medienprofi wie Obama der Verdacht aufkommen, diese Emotionen zu inszenieren. Doch der Experte hält dies für unwahrscheinlich. Knill ist sich deshalb sicher: «Die Balance von Herz und Kopf sind bei dieser Reaktion eindeutig stimmig.» (nbb)

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