Diese Rakete verfehlt ihr Ziel nur selten. Prozentuale Trefferwahrscheinlichkeit: 90 Prozent. Eine Quote für Kampfflugzeuge. Eine Linienmaschine, wie die abgeschossene Boeing 777 der Malaysia Airlines, ist praktisch unmöglich zu verfehlen.
Das Flugabwehrraketensystem Buk-M1 funktioniert mit radargestützter Zielerfassung. Es dient zur Abwehr von Kampfflugzeugen, Helis oder Raketen. 1980 nahm es die damalige Sowjetunion in ihre Flugabwehr auf. Ist das Ziel einmal markiert, folgt die Rakete mittels Mikrowellen dem Zielobjekt.
Batterie kann sechs Ziele angreifen
Eine Batterie setzt sich aus einem Radar- und einem Kommandofahrzeug zusammen, dazu kommen vier Fahrzeuge mit den Raketenabschussrampen. Eine ganze Batterie kann gleichzeitig sechs Ziele beschiessen!
Die Reichweite der Raketen beträgt 85 Kilometer, je nach Modell kann die Rakete bis zu 22 Kilometer hoch fliegen. Die MH17 wurde auf einer Höhe von 10'000 Metern getroffen. Die Rakete ist insgesamt 5,55 Meter lang und 690 Kilo schwer.
Das Geschoss verfügt über einen 60 bis 70 Kilogramm schweren Fragmentations-Gefechtskopf, der mit einem Näherungszünder ausgestattet ist. Das heisst: Die Rakete explodiert in unmittelbarer Nähe des Ziels – und durchlöchert es.
Komplexe Bedienung
Die Bedienung dieser tödlichen Waffe ist aber nichts für Anfänger. Wie Karl-Josef Dahlem vom Rüstungskonzern MBDA zu «Spiegel Online» sagt, ist in der Regel ist eine mehrwöchige Theorie-Ausbildung und ein Praxiskurs notwendig, um Soldaten zu instruieren. Zudem brauche es etwa 20 Personen für einen Abschuss.
Geheimdienstexperten gehen mittlerweile davon aus, dass das Flugzeug der Malaysia Airlines mit einer Rakete aus dem Bestand der russischen Armee abgeschossen wurde. Das sagt ein hochrangiger Nato-Offizier zu «Spiegel Online».
Obwohl keine offizielle Armee, sind die prorussischen Separatisten durchaus in der Lage, das Buk-System zu bedienen. Ende Juni erklärte der US-General Philip Breedlove, dass Russland Separatisten auf der russischen Seite der Grenze an auf Lastwagen montierten Flugabwehr-Systemen trainiere und diese Raketenbatterien später auf die ukrainische Seite gefahren würden.
Was allerdings fehlt ist ein Motiv. Eigentlich hatte keine Partei etwas davon, die Passagiermaschine abzuschiessen.
Die Experten gehen deshalb davon aus, dass die Boeing 777 zwar extra abgeschossen wurde, aber für etwas anderes gehalten wurde, als es war. (spi/rip)
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