Er wollte nur helfen – und sprang für einen Kollegen ein, der verhindert war. Jetzt hat Jacques Hamel (†86) seinen unermüdlichen Einsatz für den Glauben mit seinem Leben bezahlt.
Gestern Vormittag stürmen Adel Kermiche (†19) und ein Komplize die Kirche Saint-Étienne-du-Rouvray, in der Hamel gerade die Morgenmesse hält. Sie zwingen den Priester auf die Knie – und schneiden ihm vor den Augen der Gläubigen die Kehle durch. Im Auftrag der Terror-Miliz Islamischer Staat (BLICK berichtete).
Ein Mann des Dialogs
Frankreich steht unter Schock. Erneut. Von einem «barbarischen Akt» und einem «schändlichen Terror-Angriff» ist die Rede. Und die Tat wird umso unverständlicher, wenn man weiss, dass das Opfer eben kein sturer katholischer Ideologe war. Sondern ein Mann des Dialogs, der immer wieder den Kontakt zu anderen Glaubensgemeinschaften gesucht hat.
«Jaques hat alle Menschen geliebt – ungeachtet ihrer Religion. Er hat einfach alle geliebt», sagte Ordenschwester Danielle, die die Attacke in der Kirche selbst miterlebt hat, dem französischen TV-Sender «France TV Info».
Imam: «Ein Freund»
Dementsprechend gross ist die Bestürzung auch unter Muslimen. «Ich bin entsetzt über den Tod meines Freundes», sagte der Imam der Moschee von Saint-Étienne-du-Rouvray, Mohammed Karabila, der Nachrichtenagentur AFP. Hamel sei jemand der sein Leben für andere gegeben habe. «Wir beten für seine Familie und die katholische Gemeinde», so der Imam.
Wie gut das Verhältnis der verschiedenen Glaubensgemeinschaften in Saint-Étienne-du-Rouvray war, zeigt auch die Tatsache, dass die Moschee vor rund 16 Jahren auf einem Grundstück errichtet wurde, das der Katholischen Kirche gehörte und den Muslimen für diesen Zweck angeboten wurde.
Er wollte ein besseres Zusammenleben
Mohammed Karabila betont zudem, dass er zusammen mit Hamel seit 18 Monaten Teil eines «interkonfessionellen Komittees» gewesen war und sie gemeinsam Veranstaltungen organisiert hätten. «Wir haben über unsere Religionen und ein besseres Zusammenleben diskutiert», so Karabila.
Jacques Hamel selbst meldete sich zuletzt im Juni im örtlichen Pfarrblatt zu Wort. Auch im Hinblick auf die Anschläge, die Frankreich in der Vergangenheit erschütterten, forderte er die Gläubigen dazu auf, sich um die Welt zu kümmern: «Und sie dort, wo wir sind, zu einem wärmeren, menschlicheren, brüderlicheren Ort zu machen.»
Bleibt zu hoffen, dass diese Worte nach seinem grausamen Tod in Erinnerung bleiben.