Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (62) benimmt sich immer mehr wie ein Diktator. Diese Woche hat er versucht, die wichtigste Oppositionszeitung «Cumhuriyet» mundtot zu machen: Chefredaktor Murat Sabuncu sowie mindestens zwölf Mitarbeiter wurden festgenommen. Um seine Macht zu festigen, kündigte Erdogan zudem eine Abstimmung über die Einführung der Todesstrafe an.
Der Groll gegen Erdogan wächst weltweit. Nur wenige Regierungspolitiker wagen es aber, dem türkischen Präsidenten die Leviten zu lesen. Während etwa die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (62) höflich von «unterschiedlichen Sichtweisen» spricht, redet der 30-jährige österreichische Integrations- und Aussenminister Sebastian Kurz (ÖVP) Klartext.
Über die Todesstrafe und eine Wahlveranstaltung des türkischen Präsidenten in Österreich sagt Kurz: «Erdogan hat den türkischen Wahlkampf nach Österreich getragen und für Unruhe auf unseren Strassen gesorgt. Respekt vor dem Gastland sieht eindeutig anders aus.» Die nach dem Putschversuch durchgeführte Verhaftungswelle in der Türkei bezeichnet Kurz als «inakzeptabel».
Kurz’ unverblümte Kritik kommt bei den Türken in Österreich nicht gut an. Eine wahre Hassorgie prasselt auf den Minister ein, wie die Zeitung «Krone» schreibt. Es gibt sogar Morddrohungen. Auf Facebook schreibt ein Türke: «Wenn ich dich in die Finger bekomme, steck ich dir ein Messer in den Hals, damit du nie wieder so reden kannst.»
Das Ministerium in Wien nimmt die Morddrohung ernst: Es hat den Verfassungsschutz eingeschaltet, der gegen den Absender ermittelt.
Für den mutigen Sebastian Kurz sind Beschimpfungen und Drohungen mittlerweile Alltag geworden. Seinen Kritikern in Österreich empfiehlt er unmissverständlich die Ausreise: «Wer sich in der türkischen Innenpolitik engagieren will, dem steht es frei, unser Land zu verlassen.»