Trump wütet an Pressekonferenz
«Ich habe ein Chaos geerbt!»

US-Präsident Trump gab in Washington eine Medienkonferenz. Dabei kritisierte er seinen Vorgänger Obama – und pöbelte immer wieder gegen die anwesenden Journalisten.
Publiziert: 16.02.2017 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:40 Uhr

Eigentlich will US-Präsident Donald Trump (70) seinen neuen Arbeitsminister Alexander Acosta vorstellen. Doch die Live-Pressekonferenz in Washington artet bald in ein Hickhack zwischen Trump und den anwesenden Journalisten aus – die der Präsident wiederholt heftig angreift.

Berichte, nach denen es im Weissen Haus seit seiner Amtseinführung chaotisch zu und hergehe, weist Trump entschieden zurück: «Die Regierung läuft wie eine fein abgestimmte Maschine», so der Präsident. Es habe kaum einen Präsidenten gegeben, der in einer solch kurzen Zeit so viel erreicht habe.

Dann gibt es einen Seitehieb gegen die Regierung seines Vorgängers Barack Obama: «Ich habe ein Chaos geerbt. Zuhause und im Ausland», sagt Trump. «Arbeitsplätze verlassen in Strömen unser Land, der Nahe Osten ist ein Desaster», so der Präsident. Auch die Lage in Nordkorea führt er als Beispiel dafür an, welch schwierige Situation auf ihn zugekommen sei.

«Die Presse ist ausser Kontrolle»

An der Medienkonferenz bekommen die anwesenden Journalisten immer wieder ihr Fett weg. So bezeichnet Trump alle Berichte über mögliche Russland-Verbindungen seines Teams als «Fake News». «Ich ändere den Begriff jetzt: Very Fake News», fügt Trump hinzu.

«Die Presse ist so unehrlich geworden», schimpft der US-Präsident. «Wenn wir nicht darüber reden, tun wir dem amerikanischen Volk einen Bärendienst. Die Presse ist ausser Kontrolle. Das Mass an Unehrlichkeit ist ausser Kontrolle.»

Trump gelingt es selten, die Fragen substanziell zu beantworten. Er weicht aus, teilt aus und bringt zum Teil wirre Argumente. Zum Beispiel bestätigt er zwar, dass es Informationslecks im Weissen Haus gibt. Man wolle die Informanten kriminell verfolgen. Die Berichte, die aus diesen Informationen resultieren, seien dennoch erfunden: «Die Leaks sind echt. Aber die News sind fake.»

«Ruhe! Ruhe! Ruhe!»

An einer anderen Stelle behauptet Trump, er habe am meisten Elektoren-Stimmen seit Ronald Reagan erhalten. Ein Journalist korrigiert ihn: Obama und Bush hätten mehr gehabt. Der Journalist: «Mr. President, wieso bezeichnen Sie uns als Fake News, während Sie dem amerikanischen Volk selber falsche Fakten präsentieren?» Trump zuckt mit den Schultern. «Ich habe diese Information so bekommen.»

Ganz offensichtlich nervt sich der Präsident über die kritischen Fragen. Er sieht sich im Raum um, um einen Journalisten für eine Frage auszuwählen und sagt: «Ich möchte jetzt einen freundlichen Reporter finden.» Er wählt schliesslich Jake Turx, einen jüdischen Reporter aus. «Sind sie ein freundlicher Reporter?»

Turx bittet Trump um eine Stellungnahme zum zunehmenden Antisemitismus in den USA. «Das ist keine faire Frage», antwortet Trump. «Sehen Sie? Er hat gelogen, als er sagte, eine einfache Frage zu stellen. Willkommen in der Welt der Medien.» Als Turx seine Hand noch einmal hochstreckt, ruft Trump: «Ruhe! Ruhe! Ruhe!»

Neues Einreise-Dekret angekündigt

Zwischen dem Geplänkel macht Trump auch eine Ankündigung: Er will das von Gerichten gekippte umstrittene Einreiseverbot kommende Woche durch ein neues Dekret ersetzen. Details lässt er offen.

Trump hatte Ende Januar unter Hinweis auf die Gefahr terroristischer Anschläge einen 90-tägigen Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich islamisch geprägten Ländern sowie für alle Flüchtlinge verfügt. Dies sorgte weltweit für Kritik.

Die Durchsetzung des Einreiseverbots scheiterte vor Gericht. Ein Berufungsgericht lehnte in der vergangenen Woche den Antrag der US-Regierung ab, das Dekret wieder in Kraft zu setzen. (rey/SDA)

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