«Wir dürfen Radikalen keine Chance geben», sagt Bekim Alimi (40), Imam aus Wil SG und Präsident der albanischen Moscheen in der Schweiz. «Wir Muslime müssen die Präventionsarbeit verstärken.»
Schon heute werde in Freitagsgebeten in Moscheen vor dem Islamismus gewarnt. «Künftig müssen wir im Religionsunterricht in Schulen und Moscheen noch mehr auf das Thema eingehen», sagt Alimi. Schliesslich schade der Terror allen Muslimen. «Wir wollen nicht, dass die Stimmung gegen uns immer schlechter wird!»
Bei der Arbeit mit Jugendlichen setzt Alimi auf Kooperationen mit dem Schweizer Staat und anderen Institutionen. «Wir können die Jugendlichen erreichen», sagt Alimi. «Aber wir brauchen Unterstützung!»
Muslimin und Islamwissenschaftlerin Rifa’at Lenzin (61) hofft, dass der Graben zwischen Muslimen und der Mehrheit der Schweizer Gesellschaft nicht noch grösser wird. «Wir haben immer klargemacht, wo wir stehen, dass wir Extremismus ablehnen und dass wir die Werte der Schweiz teilen und respektieren.»
Deshalb könnten die Muslime nur wenig dazu beitragen, wie sich die Stimmung in der Gesellschaft entwickelt. Gleichzeitig sieht Lenzin aber auch Erneuerungsbedarf. «Wir Muslime müssen unseren Glauben reflektieren und im zeitgenössischen Kontext neu denken.» Doch dazu bräuchten sie Unterstützung – und entsprechende Rahmenbedingungen, wie etwa Lehrstühle für islamische Theologie an den Universitäten.
«In der Schweiz wird seit Jahren über eine Imam-Ausbildung geredet», sagt Lenzin. «Passiert ist bisher aber nicht viel. Dabei wäre es so wichtig.» Lenzin kritisiert die Stellung der Muslime in der Schweizer Gesellschaft: «Es fehlt an der gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung.»
Das sehe man auch an der schleppenden Aufarbeitung des Angriffs auf eine Moschee in Flums SG. «Anschläge auf Moscheen werden achselzuckend zur Kenntnis genommen», so Rifa’at Lenzin. «Das ist für die Muslime nicht sehr ermutigend.»